Rites of Destruction IV: Bericht und Fotos
Im Vorfeld liest du, dass Tardigrada ausgeladen worden waren. Vier Buchstaben NSBM plus Online Kommentare en masse. Doch eigentlich weiss niemand so recht.
Sitze im Zug nach Basel, höre leisen BM und draussen zum Beispiel rast Landschaft vorbei. Dann Hauptbahnhof und zu Fuss zur Villa, wo im 19. Jahrhundert stinkreiche Basler ihre Sommer vergesellschafteten, heuer sich Diversitäten treffen. Ausgenommen NSBMler, aber das hatten wir schon. Musikalisch sind die Erwartungen so oder so hoch, denn die Basiliskenzerstörer haben ein wahrhaft einzigartiges Programm auf die Beine gestellt (HeAvYmeTaL.ch berichtete).
Zappedüster aus dem H.U.C. Umfeld eröffnen das Festival und bringen den bereits gut gefüllten Saal im Nu auf Höchsttemperaturen. Obwohl das Timing sich da und dort noch optimieren liesse, springt der berühmte Funke subito auf die Gesellschaft über, wiewohl wir ein begeisterndes, von Spielfreude getragenes Set erleben. HBM wie Happy Black Metal resümieren wir später vor vollen Tellern, weswegen uns der Auftritt von Bunker 666 leider flöten geht. (Ein Jammer, wie’s später heisst.)
farsot. besingen Abgründe der menschlichen Seele und du fragst dich, weshalb die im Sommercasino auf die Bühne steigen und nicht im grösseren Stil konzerten. Was zweifellos damit zu tun hat, dass ihre Musik sich nicht einfach so erschliesst, sondern eben erschlossen werden will. Live hingegen kannst du dich der klanglichen Vielfalt der Thüringer kaum entziehen. Im Zusammenspiel passt ziemlich alles, sowie 10.XIXt am Mikrofon intenser kaum rüberkommen könnte. Gespielt werden Songs aus allen Alben, was im Hinblick auf ihre konzeptuelle Machart super funktioniert.
Nach einer Glühweinpause stehen gleich schon Krypts am Start, worauf wir äusserst gespannt sind. Wie jetzt aber beschreiben? Obwohl die Finnen im Grunde dasselbe tun wie zahlreiche Genrekolleginnen und -kollegen, gelingt es ihnen, höchsteigene Atmosphäre zu gestalten. Einerseits modrig torfigen Untergrund zu liefern, worin du gnadenlos zu versinken drohst, andererseits Druck und Tempi aufzubauen, dass Nackenhaare sich sträuben. Dazu noch Anttis abgrundtiefe Growls, dass Walking Dead neue Bedeutung erhält. Ein absolut cooles Konzert!
Wenn Demilich touren, dann stets mit ein- und demselben Album im Gepäck, welches Nespithe heisst und bereits 1993 erschienen war. Kaum neueren Ursprungs scheint Anttis Klampfe zu sein, die während jeder Songpause umständlich neu gestimmt werden muss. Macht aber nix. Dazwischen fetter 90er Jahre Todesmetall, der auch heute noch kein Mü an Aktualität einbüsst, plus noch die Vocals, welche als kunstvoll tonale Dauerrülpser daher kommen. (Vielleicht gibt es dafür sogar einen passenden technischen Term?) Einsame Klasse auch, was der Mann am Schlagwerk zeigt, dessen Repertoire von jazzigen Rhythmen und Tempiwechseln hin zu schnurgeraden Fuckoff Beats reicht, dass dir Hören vergeht. Die Musiker insgesamt wirken wie ein Uhrwerk aufeinander abgestimmt, was wiederum kein Wunder, wird dreissig Jahre langes Übern am immer selben Material berücksichtigt...
Fazit
Wir erleben einen rundum gelungenen Novemberabend im Sommercasino. Die Basilisk Deströyers haben alles perfekt angerichtet, dass auch der Ausfall von Tardigrada zu verkraften war. Für uns: Jederzeit wieder!!!
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