Chiroptera von Algebra : Ob das Flattertier auch fliegen kann?

Algebra praktizieren seit 2008 gehobene Metallmusik, wobei von der damaligen Besetzung einzig Sänger/Gitarrist Ed Nicod noch verblieben ist. Die Lausanner spielen präzisen, riffbetonten Thrash, dessen gängige Muster mit progressiv-spielerischen Elementen aufgemischt werden. Das Gitarrenwerk von Ed und Nick (seit 2019) gehört denn auch zu ihrem Markenzeichen. Vor allem im Hochgeschwindigkeitsbereich, wo selbst berühmtere Saitenakrobaten schmierig, schrummelig oder beifällig geraten (respektive sich mit Tricks aus der Effektkiste behelfen), bleiben die beiden vor allem eines: akkurat.

Wie aber steht es um Chiroptera?

  • Werden die hohen Erwartung nach Pulse? (2019, Unspeakable Axe) erfüllt?
  • Und: Hat Post Millennium Trash mehr als bloss Retro zu bieten?


Das Album

Nach einem (sagen wir mal) standardmässigen Intro geraten wir ohne Umschweife in die algebraische Zentrifuge: Resuscitation entfaltet sich als solide Thrashnummer in guter alter Slayer Manier, Kleptomaniac schliesst konsequent kraftvoll daran an, während Constricted experimenteller daherkommt und für mich eine Art Anspieltipp darstellt. Der Refrain erinnert in seiner Melodiösität stark an jenes Floyd Cover von Voi Vod, während Gitarrenmelodien variieren und Triebe schlagend althergebrachte Songstrukturen durchwachsen. Nicht zufällig aber wirkt die ansonsten starke, im Hardcorebereich verwurzelte Ed'sche Gesangsstimme gerade bei diesem Stück etwas isoliert. Der Titeltrack Chiroptera wiederum besticht durch wunderbares Zusammenspiel beider Leadgitarristen, während wir bei Suspects mit einem Füllhorn algebraischen Könnens beglückt werden, dass es dir beim Hinhören geradewegs die Luft verschlägt.


Fazit

Algebra legen ein stilgerechtes, technisch höchststehendes Album hin, welches vom spielerischen Aufbrechen konventioneller Strukturen lebt. Dies geschieht in unaufdringlicher, fast bescheidener (irgendwie schweizerischer) Weise. Die schier unglaubliche Präzision der Instrumentalisten scheut keinerlei Vergleich, wie auch der Mix sich aufgeräumt und sauber ausgestaltet, ohne dabei an Druck zu verlieren. Chiroptera stellt zweifellos einen Schritt nach vorn dar. Gelingt es Ed nun noch, sich stimmlich mehr in (stilistische) Breite zu bewegen, gewinnen gerade Songs an Kraft, welche Post Millennium Thrash aus der Retrospektive herauszuführen in der Lage sind. Denn davon, dass Algebra ihr Potential noch längst nicht ausgeschöpft haben, bin ich mehr als überzeugt.

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Ed Nicod von Algebra am 09.09.2022 am Meh Suff in Hüttikon (Foto: claude@heavymetal.ch)



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