Black Hole Agency: Ein Gespräch mit den Leuten hinter dem Black Hole Fest
Es ist Samstag, 10. September 2022. Der zweite Tag des Meh Suff Metal Festival 2022 nimmt langsam Fahrt auf. Organectomy brettert gerade ordentlich, da treffen wir uns etwas abseits des Tumults mit Tamara, Sven und Reto von der Black Hole Agency für ein Gespräch. Mitten in der Corona Pandemie hat sich die Black Hole Agency innert Rekordzeit als geschätzter Black Metal Event-Organisator etabliert. Bereits laufen die Planungen für das Black Hole Fest IV im April nächsten Jahres auf Hochtouren. Und ebenfalls nächstes Jahr expandieren die Drei sogar in den grossen Kanton!
HeAvYmeTaL.ch: Wer seid ihr, seit wann gibt es euch?
Sven: Wir sind die Black Hole Agency und organisieren das Black Hole Fest als unseren “Hauptevent”, hatten gerade aber auch verschiedene Nebenprojekte wie die Marduk Geburtstags-Party Teil 1 & 2, kürzlich ein Konzert mit Grimma, Ultar und Bloody Tyrant, also einem exotischen Programm. Dafür steht auch das Black Hole Fest, ein vielfältiges Programm mit Bands u.a. aus Griechenland, Spanien, Frankreich, Norwegen, Finnland, u.v.m. Das Billing vom Black Hole Fest IV findet ihr hier. Reto kann mich da sicher noch ergänzen.
Reto: Also meine persönliche Vergangenheit dürfte dem einen oder anderen ja schon bekannt sein. Ich bin schon lange angefressen damit Events zu organisieren. Früher sehr oft, dann kam eine Babypause und jetzt habe ich wieder gestartet und das mitten in der Corona-Zeit! Eine schwierigen Zeit während der wir uns aber trotzdem bereits einen grossen Namen schaffen konnten weil wir zu den wenigen gehörten die unseren Event auch wirklich durchgezogen hatten (Black Hole Fest I mitten im ersten Covid-Sommer 2020, a.m.d.R.), halt mit den Massnahmen, mit der Maske im Gesicht, aber wir habens durchgezogen und wir sind alle sehr glücklich damit, wir haben in diesen zwei Jahren etwas geschaffen wofür man normalerweise vielleicht 6 Jahre braucht und so machen wir jetzt auch weiter. Wir sind im O.K. zu dritt. Sven, meine Frau Tamara und ich und jeder hat halt seine Aufgaben, jeder seine Ämter. Dafür leben wir.
2023 steht schon die 4. Ausgabe eures “Black Hole Fest” an mit grossen Namen wie Rotting Christ und Nargaroth. Wie läuft die Zusammenstellung eines Lineups bei euch von statten?
Reto: Meine Frau hat hier ein Händchen für die “aktuelleren” Black Metal Bands, ich selber bin halt eher Old school und etwas in den 90ern Jahren hängen geblieben, darum sind auch gerade Bands wie Rotting Christ, die ich auch persönlich kenne, immer wieder am Start. Aber meine Frau gibt da sehr gute Inputs, dass auch z.B. Bands wie Ellende, die eine andere Art von Black Metal fabrizieren, mit ins Billing reinrutschen, damit wir auch für jüngere Black Metaller ein schönes Programm zusammenstellen können. Uns ist wichtig, dass wir quer aus ganz Europa auch kleinere Bands im Lineup haben, die diese Plattform von uns in der Schweiz bekommen. Und ich muss sagen, bei uns spielen eigentlich ausschliesslich gute Bands. Ich könnte jede Band die als erstes spielt auch als letztes spielen lassen was die Qualität betrifft, von der Art des Sounds geht das leider nicht, da gibts eine Reihenfolge. Bisher kommen wir mit unserem Konzept sehr gut an.
Rückblickend auf die letzten 3 Festivals: Was waren eure Highlights?
Reto: Bisher war eigentlich jedes Festival in sich ein Highlight für uns. Zu meinen persönlichen absoluten Lieblings Bands zählen Dark Funeral, die sogar an meinem Geburtstag spielten. Impaled Nazarene, Batushka mit ihrem speziellen Sound, aber auch Überraschungen wie Stormcrow aus Mailand, die fantastischen melodischen Black Metal machen und mit denen wir sehr gut befreundet sind. Wir treffen sie auch immer wieder, wenn wir Konzerte in Italien besuchen. Oder auch Nazghor aus Schweden die nächstes Jahr an unserem neuen Festival in Deutschland spielen.
Sven: Black Hole Fest Germania in der Balver Höhle! Das ist eine ganz geile Location - dieselbe Location in der auch jeweils das Prophecy Fest stattfindet.
Reto: Wir konzentrieren uns auf diese Zwei Events. Das Festival in der Schweiz Ende April und Deutschland im September. Wir müssen da aber noch schauen wie wir jährlich am Prophecy Fest vorbeikommen, das ja ebenfalls Ende September stattfindet. Der Zeitpunkt scheint uns aber gut gewählt. Die Festival-Saison ist zwar langsam durch aber dennoch herrschen Temperaturen bei denen man auch noch campen kann. Wir konnten uns die Höhle im April anschauen und vor Ort alles besprechen und haben beschlossen das durchzuziehen.
Ja spannend! Könnt ihr zum Lineup bereits etwas verraten?
Reto: Ja schwierig, ich würde sagen Headliner am Black Hole Fest Germany… [Tamara & Sven stoppen Reto].
Sven: Wir können darüber leider noch nichts verraten, was wir an dieser Stelle aber bereits sagen können, auf unserer Website www.blackholeagency.ch werdet ihr die Infos als erstes nachlesen können.
Tamara: Um nochmals auf die Highlights zu sprechen zu kommen. Ich fand es einfach super, dass wir während dieser ganzen Corona-Zeit, als wir uns alle irgendwie voneinander entfernten, eine Plattform bieten konnten und zusammenstehen, füreinander da sein. Es war so wichtig, dass wir das durchgezogen haben, egal wie das ganze hätte enden können. Und es war schlicht schön, dass alle wieder so zusammenkommen konnten.
Reto: Genau, auch für die ganze Szene - wir sind alle wieder zusammengerückt. Und der Dank dafür ist sicherlich nun der gute Ruf der uns nachgesagt wird. Weil wir das einfach durchgezogen haben. Egal was passiert, wir haben einfach versucht das durchzubringen und man hat sich wieder getroffen und das war so wichtig in dieser Phase wo einfach alles bergab ging.
Sven: Und die Menschen haben den Event dann auch genossen um sich wieder zu sehen, um sich wieder ausleben zu können. Und wir konnten das bieten, trotz erheblichem Risiko für uns.
Reto: Ach das Billing hat sich ja extremst verändert. Das Plakat vom ursprünglich geplanten Billing hängt bei uns am Kühlschrank, das wäre ein Billing gewesen, das hätten wir wohl jahrelang nicht toppen können. Aber wir mussten dann einfach machen was möglich war. Primär Bands holen die nicht fliegen müssen und mit dem Auto kommen können. Aber wir habens trotzdem geschafft etwas auf die Beine zu stellen während bei zig anderen nur “postponed” und “cancelled” zu lesen war. Darauf sind wir stolz.
Tamara: Zu loben ist auch das Verständnis der Gäste, die haben das alle auch verstanden und sind trotzdem zahlreich erschienen.
Da ergibt sich doch direkt eine spontane Zwischenfrage - Wie macht ihr das eigentlich finanziell?
Sven: Das ist jetzt natürlich eine heikle Frage - Sehr galant in den Raum gestellt!
Tamara: *lacht* Familiengelder gehen drauf!
Sven: Sagen wirs mal so, es gibt immer wieder Menschen die denken wir können davon leben. Das ist natürlich ein Witz. Wir haben alle noch einen Job nebenan. Was wir machen machen wir mit Herzblut und das ist unser Hobby um der Szene und den Menschen etwas zurück zu geben. Und wir hoffen es gefällt euch!
Reto: Also Fakt ist, wir haben keine Sponsoren, niemanden der uns unterstützt, das sind alles private Gelder die da rein fliessen. Immer in der Hoffnung, dass dann alles wieder zurück fliesst. Aber das entscheiden die Gäste. Wir haben uns zu Herzen genommen hier eine Plattform zu schaffen und das Risiko nehmen wir gerne auf uns.
Als Black-Metal-Veranstalter wird man unweigerlich mit dem Thema Politik im Black Metal konfrontiert. Wie handhabt ihr das und wo zieht ihr die Grenzen wo ihr sagt, diese und jene Band spielt nicht bei uns?
Reto: Unsere Philosophie ist ganz klar unpolitisch, wir klären auch mit jeder Band - ich weiss es hatte im Billing auch schon Bands die sehr fragwürdig waren - ab was wir können, lesen u.a. die Songtexte der Bands. Wenn da nichts Rechtsextremes auszumachen ist, dürfen sie bei uns spielen. Am wichtigsten für uns ist auch, dass keine Rekrutierung stattfindet und auf der Bühne nicht politisiert wird. Wenn sie geilen Black Metal machen und persönlich irgendwelche politischen Meinungen haben - wo hier in der Schweiz ja Meinungsfreiheit herrscht - da gibts rechts/links/mitte/apolitisch, das ist uns egal, uns ist einfach wichtig, dass sie das nicht von der Bühne runter predigen. Wer es für nötig empfindet einen Hitler-Gruss oder ähnliches zu zeigen, ein absolutes No-Go, der fliegt sofort raus. Gewisse einschlägig bekannte Bands bleiben auch draussen. Viel mehr als so können wir das eigentlich nicht einschränken. Für mich gilt: Black Metal ist “Satan!” und hat nichts mit Politik zu tun.
Sven: Uns geht es um Kunst und das alle Freude an der Musik haben.
Frage in eine ähnliche Richtung: Im Juli habt ihr mit Grima, Ultar und Bloody Tyrant ein sehr interessantes Package bestehend aus Bands aus Russland und Taiwan nach Wetzikon geholt. Ich selber habe das Konzert leider verpasst. Wie war das Feedback auf dieses Package? (die Bands haben sich auf Ihren Social Media Kanälen klar gegen den Krieg positioniert, Anm. d. Red.)
Reto: Mega, wirklich mega. Uns war das Risiko durchaus bewusst. Dank dem Krieg in der Ukraine war bis zum Schluss nicht klar ob der Event wirklich stattfinden kann, die Bands aus Russland (Sibirien) reisten bereits ca. einen Monat vorher nach Deutschland ein, sie haben einen riesigen Aufwand betrieben, 5 Shows auf der Tour haben sie selber veranstaltet. Wir selber wussten wir machen das im Hochsommer mitten in der Festival-Show. Die Leute - auch wenn es leider nicht so viele waren - die gekommen sind haben den Event des Jahres erlebt, davon bin ich überzeugt.
Wie kam es zur Zusammenarbeit mit der Hall Of Fame?
Reto: Nach der über 10 Jahre langen Pause haben wir ein passendes Lokal gesucht, was durch die ganze Geschichte mit den verschobenen Konzerten echt schwierig war. Im Dynamo haben wir es auch probiert aber da ist über 2 Jahre hinweg quasi jedes Wochenende ausgebucht. Und somit wurde die Auswahl immer kleiner und bei der Hall Of Fame hatten wir direkt von Anfang an einen guten Draht zum Betreiber des Clubs und zum Start hat das dann gut gepasst.
Mittlerweile sieht das aber anders aus, wir mussten uns neu orientieren, die Zusammenarbeit hat sich verändert und deshalb findet das Black Hole Fest IV dann auch in der Musigsburg in Aarburg statt.
Sven: Zweiter Grund ist halt auch die Show. In der Hall Of Fame war Feuer, Blut. etc. nicht möglich und wir hoffen, hier unseren Gästen zukünftig noch mehr bieten zu können.
Was bringt die Zukunft?
Tamara: Ziel ist eigentlich wirklich diese zwei Anlässe im Jahr. Also das Black Hole Fest Schweiz Ende April und das Black Hole Fest Germania im September.
Sven: Und jetzt heute und hier am Meh Suff sind wir froh müssen wir mal nicht arbeiten und können als das Festival geniessen!
Reto: Das Pilotprojekt Black Hole Fest Germania müssen wir nächstes Jahr jetzt halt einmal ausprobieren. Wir haben uns da auch schon viel mit Leuten unterhalten die ans Prophecy Fest gehen und die Betreiber der Höhle sagen selber, da kommen die Leute nur schon wegen der Location. Es passen 2000 Leute in die Höhle, wir haben bereits einen super Partner gefunden der sich um PA, Technik etc. kümmert. Die Besucher dürfen trotz Höhle einen super Sound erwarten. Direkt draussen kann man mit dem Auto hin fahren und direkt zelten, die Infrastruktur ist on top, damit den Leuten vor Ort lässt es sich super zusammenarbeiten und ich denke, wenn das dann nächstes Jahr fruchtet, werden wir das dort durchziehen für die nächsten 20 Jahre.
Super, da sind wir doch gespannt. Vielen Dank euch allen für das Interview, eure Zeit & euer Engagement für die lokale Metal Szene!
HeAvYmeTaL.ch ist ein gemeinnütziger Verein, der die Schweizer Metalszene nach Kräften unterstützt. Falls du einen Beitrag leisten willst: Von der eigenen Mitgliedschaft bist du DIESEN EINEN KLICK entfernt.
Verspürst du gar Lust, dich redaktionell zu betätigen, schreibst du uns am besten.