Zu Yrre nach Basel

Dass Yrre am kommenden Freitag im HUMBUG Basel spielen, stellt allein schon Grund genug dar, sich ein Ticket für’s Tales of Wrath zu sichern. Das Festival dauert vom 26. bis 28. Mai und bietet schwermetallische Feinstkost aus mancher Herren Länder.

Die Uraufführung von Lulaeh x The Witch fand am Etranges Nuits du Cinéma-Festival 2021 als alternativer Soundtrack des Films The VVitch (Eggers, 2015) statt. Als ein ungefähres Jahr später die LP auf Hummus Records erschien, hatte man das Projekt bereits Yrrre getauft, was erstens mal ziemlich cool daherkommt und zweitens sich gut merken lässt. Yrre halt. 

Das Ganze stilistisch einer Schublade zuzuführen, offenbart hingegen Tücken. Oder gerät zum Extremsport für Nomenklatur-Freaks. Doom. Sludge. Post-Dies. Post-Das. Ambient. BM auf jeden Fall. Avantgarde, weil immer eine*r Avantgarde schreit. Dark Noise noch dazu. Et cetera.

Der Film The VVitch gehört zur Sorte reihenweise Preise einheimsender Streifen, die eigentlich aber doch keine*r je gesehen hat. Was zum Trost nicht vonnöten ist, um sich in Luhlae x The Witch totalzuverfangen. Losgelöst von üblichen (strukturellen) Schemata stellt das etwas mehr als dreissigminütige Album ein extremeindringliches Werk dar, dessen Bildgewalt konsequent cineastisch genannt werden muss. Die Musik baut in düsterer Bedrohlichkeit sich um dich auf wie dunkle Wolken es tun, bevor das Unvermeidliche hereinbricht. Bloss, dass bei Lulae eben nichts hereinbricht, sondern aus zunehmend knisternder Atmosphäre sich letztlich das Böse selbst materialisiert (was du natürlich so oder so interpretieren kannst).

Die sechs Stücke spielen um ein jeweils repetitiv variiertes Motiv, welches nach und nach sich verdichtet, verspinnt, wobei der (hier) rabenschwarze Faden auf keinen Fall bricht. Denn unbeirrt schreitet die Erzählung voran, vom Rande eines geheimnisvoll schweigenden Waldes hinein ins Dunkelste seines Herzens, wo gewiss Unsägliches geschieht. Raunend kreischende Stimmen, sich aus Schatten schälende Schemen, Ranken, die hinter dir sich schliessen, diese Blair Witch Project Momente, jener andere Film, der deiner Zuschauerrolle dich gründlich beraubt und unversehens zum Protagonisten macht.

Das Spiel der Musiker wirkt meditativ rituell und lebt von der Stille, den Pausen, die wie kleine Inseln geschaffen werden, um Atem zu schöpfen - oder aber stocken zu lassen. Nahezu hypnotisch spannen die beiden Gitarren Bögen, breiten Flügel, transportieren tonnenweise solch und andere Stimmung, daruntergelegt ein sich drängender, windender, vor allem aber tragender Bass, ergänzt um fein gesetztes Schlagwerk, Cymbalen plus Geräusche, Noises, wozu auch jene Stimmen gehören. Denn so richtig gesungen wird auf dem Album nicht.

Sollte Kritik angebracht werden wollen, dann am ehesten noch der Kürze (des Albums) wegen. Denn da und dort wünschte man sich, es würde ausufern, Wellen schlagen, mäandrieren, was weiss ich... Ein Argument mehr jedenfalls, sich dort in Basel am Tales of Wrath das Live-Erlebnis zu verschaffen!!!

See you Friday!!!

Tickets für’s Tales of Wrath kaufst du HIER…
Das Album Lulaeh x The Witch findest du HIER...


(Text : C. Sturzenegger, veröffentlicht am 24.05.2023)

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