Ophanim - Tämpelskläng
Alle paar Monate grüsst das Murmeltier ..in Form eines neuen H.U.C. Releases. Diesmal handelt es sich um den First-Release von Ophanim "Tämpelkläng". Gepackt von der ersten Single-Auskopplung "Was kei Auge gsänd" und dem latenten Ateiggär-Vibe in Produktion und Umsetzung landete die Scheibe sehr schnell auf dem (digitalen) Plattenteller. Weshalb sich Ophanim trotz der Masse an Veröffentlichungen nicht mit anderen HUC-Bands vergleichen lassen und warum der erste Atteigär-Vibe dann doch schnell verflogen war, erfahrt ihr in diesem Review.
Eine Frage ist im Kontext des Helvetic Underground Committees wohl berechtigt: Benötigt es tatsächlich noch ein weiteres Projekt im bereits eng gestrickten Rahmen des Black Metals? Irgendwie ja. Doch. Es passt halt schon und Ophanim lässt sich dann doch nicht mit den anderen Projekten des Zirkels vergleichen. Musikalisch am ehesten noch mit Atteigär. Mit der Kauzigkeit von KVELGEYST oder den BM-Folkigen UNGFELL, DAKHMA etc. hat das Projekt dann doch wenige Gemeinsamkeiten.
Same same, but different!
Ophanim behandeln mit Tämpelkläng pre-christliche und jüdische Rituale und Mythologien und packen diese in einen rauschigen Black Metal Lo-Fi Umhang mit dominanten Symphonic-Elementen. Das Konzept beginnt beim Opener "Lueg uf zum Schlangemal" und zieht sich geradlinig durch das gesamte Album hindurch. Experimente werden kaum betrieben, was auch die Erschaffung der mystischen "Tempelatmosphäre" schmälern würde, vovon der Output lebt. Hier und da finden sich Ausflüge in Ambientklänge, die jedoch sehr gut ins Gesamtbild passen. Der verhallte, monotone Gesang trägt jedenfalls gut dazu bei. Das kleine Highlight der Platte ist für mich der nachfolgende Track "Fiebertraum". Dieser fasst alle Stärken von Ophanim hervorragend zusammen. Eine quasi einzigartige Atmospähre ab Sekunde 0, mit mal preschendem Tempo, mal verhalten ruhig. Melodiöse Parts, die sich im Gehirn festfressen, gepaart mit Chören, die sowas von gut eingesetzt werden, lassen den gemeinen Hörer in anderen Sphären schweben. Diese Qualität hält sich dann mehr oder weniger auch bei den letzten 2 Tracks. Erschlagen vom Synthie-Teppich geht beim kompletten Durchhören dann aber doch langsam die Luft raus. Ein egekürzteres Album hätte dann wohl auch gereicht.
Trip ins Selbst
Man kann Ophanim aber keinesfalls Vorwerfen, das Album wirke nicht wie aus einem Guss. Wie eine gut 40-minütige Wanderung über schroffe, dunkle Passagen in der einsamen Natur. Es bleibt hier dem Hörer überlassen, faszinierende Bilder zu suchen. Im Einklang mit der persönlichen Vorstellungskraft entfaltet sich die Zeremonie noch einmal intensiver. Tämpelskläng erfordert nebst der genannten Fantasie auch die volle Aufmerksamkeit. Ansonsten besteht die Gefahr, Faden und Fokus schnell zu verlieren.
Fazit
Begeisterungsstürme wie auf der letztjährigen Ateiggär lösen Ophanim dann aber doch nicht ganz aus. Dies beruht darauf, dass die 4 Songs à gut 10 Minuten schnell "sattgehört" und bei weitem nicht die feine, variablere Klinge Atteigärs schwingen. Die Keyboards dominieren das Gesamtbild stark und erheben sich deutlich über die durchaus kreative Gitarren- und Drumarbeit, was sich auf Song-Überlänge doch sehr anstrengend auswirkt. Es ist nicht so, dass die Arrgangements langweilig wären oder nichts zu bieten hätten, im Gegenteil. Diese sind teilweise sehr aufwändig und mit viel Hingabe in die Songs eingearbeitet, lassen aber den ganze Rest leider etwas im Hintergrund verschwinden. Dennoch ein wiederum gutes Album, das mit absoluter Sicherheit seine Höherschaft finden wird.
Tämpelskläng gibt's digital und als schwarzes Vinyl über Bandcamp oder Eisenwald.
(Text: P. Weber, veröffentlicht am 05.12.2023)
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