ZEAL AND ARDOR / Greif
ZEAL AND ARDOR / Greif (23. August 2024)
Vorweggenommen. Der puritane Metallkopf wird sich in Greif nicht so leicht einhören. Oder aber ganz und gar nicht. Ob dem Album anderseitig etwas abzugewinnen sei, versuchen wir herausfinden.
Auf ZEAL AND ARDORS aktuellem Longplayer Greif finden sich vierzehn insgesamt kurz & knackig gehaltene Tracks, die stilistisch stark variieren. Werden wir bei une ville vide mit analog wirkenden Synthesizer Arpeggios bedient, zeigt Fend You Off sich von der balladesken Seite - plus stadiontauglichem Refrain. Clawing Out oder Hide In Shade hingegen sind in guter alter Manier gehalten.
Blastbeats, verzerrte Gitarren, dazu Manuels geliebter Schreigesang finden ihren Einsatz lediglich noch im Bereich der Stilelemente und sind kaum strukturbildend angelegt. Womit das Werk sich von seinen den Vorgängern wesentlich unterscheidet. Dabei war uns bereits beim selbst betitelten Zeal & Ardor (2023) eine als rastlos empfundene Spielzimmeratmosphäre aufgefallen. Denk Kind inmitten unzähliger Ideenfragmente, die zur Hand genommen, alsbald wieder weggeworfen werden. Nie zu Ende gespielt.
Greif nun versucht gar nicht erst, was weiss ich wie anspruchsvoll daherzukommen. Will zur Ruhe kommen, denkst du. Ordnen vielleicht. Oder auslegen. Du kannst es als unverkrampftes Machwerk hören, getragen von einem schier unbändigen Harmoniebedürfnis.
Dass Mitmusiker/innen für dieses Mal in den Schaffensprozess mit einbezogen wurden, ist herauszuhören. Dass sie sich in dieser Rolle noch finden müssen, wohl klar. Ob das Label denn noch stimmig, wirst du schon selbst herausfinden müssen. ZEAL AND ARDOR oder ZEAL OR ARDOR, lautet die Frage. Sein oder anders sein.
Fazit: Greif kommt daher wie Wundertüte zu Schuljahresbeginn. Du weisst schon. Gefüllt mit Sweeties aller Art, die erst erwartungsvoll geniesserisch (fast verholen) du aus der Tüte fischst, bald aber faustweise einwirfst. Anschliessend (beim Barte deines Dentisten) schwörst, NIEMALS wieder zu sündigen. Und doch wirst du es tun. Wieder und wieder.
Das Album gefällt (sic!) mir gerade der Unaufgeregtheit wegen, in der die Stücke daherkommen. Lose dahingelegt, lassen sie sich gerade in dieser Reihenfolge durchaus bruchfrei hören. Seltsamer Weise empfinde ich gerade die dem Werk anhaftende Bisslosigkeit als wohltuend. Die Verweigerung, das zu bieten, was so erwartet wird. Oder eben auch nicht.
Ob ich das Album jemals wieder zur Hand nehmen werde? Keine Ahnung. Mit Greif schreiben die Basler (wohl bewusst) keine Rockgeschichte, machen aber vielleicht den Schritt dorthin. Wir bleiben gespannt und freuen uns auf die kommenden Konzerte!
Text by C. Sturzenegger (29.09.2024)
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