Mein allererstes Mal...
Eine allererste Begegnung mit schwarzer Musik gleich noch am Meh Suff Festival in Hüttikon!
Maiden - erstes Mal mit Ironmusic: Heavy, trash, brutal, black, death, brutalblooddeath oder einfach fresh?
Vorspiel
Hinweg mit dem Velo über Auen und Wiesen… Ruhe und Frieden in Umgebung und Mensch. Es ist sommerheiss. Die Täppeli landen im Körbli. Barfuss über Stock und Stein, das Velo muss geschoben werden. Bei der letzten Kreuzung - es ist immer noch ruhig im Wald (!?) - helfen mir zwei freundliche Männer mit langen Haaren und Festivalshirt auf den richtigen Weg.
Akt
Plötzlich ist er da, der schwere Sound.. und alle anderen Festivalshirts. Steiler Start mit tschechischem (G)Rowling und blonden Headbanger Kids in der Frontrow. Mein harmoniebedürftiges auditives System trifft auf hartes Metall! Ich brauche Ohropax als Schmerzdämpfung. Mir schwant, weshalb es sogar eines der schlimmsten, je frei erfundenen Folterinstrumente, zum Bandname geschafft hat.
Das Publikum schmückt sich mit Nieten und Hülsen. Ich sehe aber auch fröhliche Blumenmuster in knalligen Shorts. Surfmetal oder ähnlich, lerne ich erstaunt. Verbindend ist der düstere Print mit schockierenden Botschaften. Unerwartet hell ist dagegen die Stimmung. Ein willkommener Kontrast zur allgegenwärtigen Finsternis für Ohr und Auge.
Später wird es kalt und ich kaufe das Shirt meiner Einstiegsband. Harmlos grün mit gezackter Schrift. Kein Aufruf zu Kirchenverbrennung und ohne Werbung für Ritualmorde - soweit ich entziffern kann.
Warm angezogen und Ohren geschützt wage ich mich wieder in den Pressegraben. Stellenweise höre ich in den folgenden Bands Text und selten sogar Gesang. Ich mag den Sog, den Drums und Gitarre erzeugen. Mein Körper ist aber noch ahnungslos, wie er die Brüche in der Musik übersetzen soll. Vielleicht so etwas wie Kopfklopfen? Spass macht es trotzdem. Der Frontmann von Emperor sieht aus wie Grossmutters Liebling, bis er denn Stimme und Gitarre erhebt. Ein Kaiser eben. Beim Freshmetal von Messiah kommt endlich mehr Bewegung in mich. So kenne ich mich wieder! Wohl Metal für Debütantinnen.
Der Heimweg führt mich durch das dunkle Zürcher Unterland. Das Licht am Velo ist bald leer. Nur noch Sterne und Mond weisen mir den Weg. Ich bin wach und gefüllt mit Eindrücken.
Die Zigarette danach…
Was bleibt, ist ein leises Wundern über blutrünstige Machtphantasien auf Textilien… und die Lust auf ein weiteres Mal. Wegen dem Sog der Musik und den ewigen Rätseln in Schmerz und Chaos.
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Text: R. Krähenbühl
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