Koldun / Dogma EP

Auch wenn die Veröffentlichung der ersten Koldun-EP nun schon gut vier Jahre zurückliegt, fühle ich mich dennoch genötigt, diesem schwarzen Meisterwerk ein paar Zeilen zu widmen. Das liegt vermutlich auch daran, dass mich diese EP über all die Jahre nie wirklich losgelassen hat.
Warum das so ist? Dazu ein kurzer, persönlicher Exkurs zum Thema: Viele erklären die aktuelle amerikanische BM-Szene zur „3. Welle des Black Metal“. Vieles davon ist ein Gewisch von pseudo-innovativen Ansätzen, die teilweise völlig ad Absurdum getrieben werden. Technisch ist zwar alles vorhanden, was Black Metal ausmacht – aber Atmosphäre und Emotionen? Fehlanzeige. Dies gilt aber natürlich nicht für alles was in der letzten Zeit das Licht der Welt erblickt hat und handelt sich um eine rein persönliche Meinung. Gerade US-Bands wie Agalloch, WITTR, Nachtmystium etc. haben mit hervorragenden Platten ihren Teil zur "Modernisierung" des Black Metals beigetragen. Auf der anderen Seite stehen natürlich auch Bands wie Marduk, die sich einen F*** um Wellen und stilistische Trends kümmern. Daher möge man mir den kurzen Rant verzeihen. Schlussendlich gefällts, oder halt nicht.. Im Kontext zu Koldun wird allerdings schnell klar, wo der Black Metal herkommt und was er eigentlich verkörpern sollte.
Ausserhalb ihres dunklen Kellerverlieses dürfte Koldun nur wenigen ein Begriff sein. Kein Wunder – die Band veröffentlicht über das obskure Zürcher Kleinstlabel Hexenkult und hat kaum Online-Präsenz. Viel lässt sich über das Projekt nicht in Erfahrung bringen – was dem Ganzen aber nur zusätzliche Aura verleiht.
Die EP selbst lässt sich nur schwer in Worte fassen. Diese muss erlebt werden. Wer auf super-experimentellen, glattproduzierten Black Metal der neuen Schule hofft, ist hier definitiv falsch. Soundtechnisch befinden wir uns hier auf gehobenem Tapedeck Niveau. Rumpelig, verrauscht aber trotzdem verdammt druckvoll. Wer einen Vergleich braucht: Frühe Darkthrone sind nicht weit. Extremste Lo-Fi Ästhetik trifft auf hochgradig atmosphärische Stilmittel mit repetitiven Melo-Riffs. Bisschen Dungeon gibts dann noch beim Outro. Gottloses Geknüppel? Eher selten. Die Songs bewegen sich meist im Midtempo-Bereich mit gelegentlichen Ausreissern nach oben. Hin und wieder blitzt sogar eine gewisse Punk-Attitüde durch – ohne dabei auch nur ansatzweise Licht ins Dunkel zu lassen. Durchgehend räudig rausgekotzte Vocals untermauern die Platte. Besonders „Spear of Satan“ steht exemplarisch für das, was Dogma ausmacht.
Ein eindrucksvolles Denkmal schwarzer Tonkunst. Frei von jeglichen Experimenten. Gold für jeden, der sich an der zweiten Black-Metal Welle erfreuen kann. Koldun verkörpern alles, was mich in meinen frühen Jahren so unaufhaltsam in den Bann dieses Genres gezogen hat: Abgrundtief böse, mit einer Urgewalt, die ihresgleichen sucht. Ein kongenialer Totalabriss!
Dogma gibt's auf Bandcamp via Hexenkult. Mittlerweile existieren zudem eine Single sowie eine Split mit Mondernte.
Cold, Pure & Evil - Consume with care!
Wertung: 4.5/5.0
Text: P. Weber
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