Review: Phthtonos von Aara

Phthonos schiebt sich gerade noch vor den dritten Melmoth Teil, will inhaltlich mit der Trilogie jedoch explizit nichts zu schaffen haben. Die bis anhin leider nur digital erschienenen zwei Songs heissen Phthonos I & II, was man sich denn wenigstens gut merken kann.

Jene der griechischen Mythologie entlehnte Begrifflichkeit transportiert die Bedeutungsinhalte Neid/Missgunst, das Cover hingegen zeigt den fiesen Frosch aus Aesops Fabeln, welcher am Ende jedoch selbst das Nachsehen hat. (Worin sich eben Moral verbirgt.) Mix und Mastering besorgte Markus Stock, der unter anderem bereits Grössen wie Celeste und Schammasch zur Hand gegangen war. Für Fluss und Berg stellt dieses Vorgehen einen bisher einzigartigen Tabubruch dar.

Phthonos I beginnt so recht Aara-mässig fast aus dem Nichts heraus. Rasante, eingängige Tremolo-Akkorde, eiskalt unter die Haut gehende Vocals plus treibende, zäsiert gespielte Drums. Wobei jetzt schon klar wird: Das Engagement von Stock zahlt sich mehr als aus. Ohne die Rauheit zu verlieren, gewinnt Instrumentalisierung an Kontur, wirkt detailliert, aufgeräumt, dennoch aber homogen. Was sowohl dem Schlagwerk zugutekommt (wo du mal so richtig in die Tiefe lauschen kannst), sowie verzerrteren Soundflächen es gestattet, in die Breite zu wachsen. Nach den ersten fulminanten Takten mündet die Kadenz aus Leiden, Qual und Widersprüchlichkeit in sanftere Gewässer, (melancholischer Harmonie), wo Gitarren wohlklingende Duette vollführen. Ein kurzer Momente des Ein- und Ausatmens, um gleich wieder loszupreschen. Musikalisch zeigen Fluss, Berg und J., dass sie total was draufhaben, sowohl individuell als kompositorisch. Insbesondere die Wechsel der komplementären Stimmungen gelingen kunstvoll und weben die Geschichte geschickt.


Phthonos II folgt demselben Schema, wirkt jedoch um einiges verspielter, vielleicht auch beliebiger. Aara versucht sich in diversen Stil- und Technikelementen, was einzelnen Parts den Zugang zueinander erschwert, wodurch die Story etwas ins Stocken gerät. Auch wird mir des Zuckers stellenweise fast schon zu viel, womit insbesondere Melodiebögen gemeint sind, welche sich mitunter als eingängige Refrainparts à la Sing-doch-mal-mit präsentieren, was mir persönlich weniger liegt. Letztlich aber Geschmacksache.

Fazit? Aaras EP überzeugt durch Spontaneität und die Bereitschaft, Neues zu skizzieren. Gerade weil Möglichkeiten ausgelotet werden, darf/kann nicht alles geraten, wodurch positiverseits Überraschungsmomente entstehen. Ein wenig auch wird aufgezeigt, dass (atmosphärischer?) Schwarzmetall sich aktuell in einem eher festgefahrenen Zustand befindet. Aara, wie ich meine, leisten hier Entwicklungshilfe, ohne sich untreu zu werden. Die Musiker zeigen auf, dass einiges noch im Köcher steckt, weshalb wir sowohl den dritten Melmoth-Teil sowie (das bereits konzipierte) Folgewerk mit Spannung erwarten. Dazu noch das Phthonos Vinyl!!!

Wertung? 6.5/10


Die EP kannst du übrigens auf Bandcamp zu einem mehr als vernünftigen Preis herunterladen und mittlerweile ist auch die Vinylversion auf demselben Kanal erhältlich.



Text: C. Sturzenegger (aktualisiert am 24.03.2023)


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