Amethyst - Rock Knights
Ist Dir der Kult um die schwedische Lederjacke "Petroff" bekannt und ein Ticket fürs Muskelrock - Festival klebt jedes Jahr an Deinem Kühlschrank? Ja? Dann weisst Du bereits alles, was nun weiter hier stehen wird und das Amethyst-Kassettli ballert schon durch Dein Kassettendeck. Skol!
Für alle anderen: Senor "Miguel Sanchez" engagiert sich schon lange für den hiesigen Underground. Sei es mit dem unglaublich gut kuratierten "Chaos Ritval"-Festival oder seinen vielen Bands, bei denen er einmal Schlagzeug, mal Bass oder Gitarre spielt. Deathcult dürfte aktuell wohl die bekannteste darunter sein. Nach einer ersten Heavy Rock Band mit Midas Touch, die quasi nur einen Sommer tanzten, rief Sanchez 2020 die Band "Amethyst" ins Leben. Mit dabei ist sein Deathcult-Kollege, Gitarrist Yves B., der an der weissen Flying absolut nichts anbrennen lässt. Gemeinsam mit Ramon S. (check seine andere Band "Running Maiden") an der zweiten weissen Flying V (ja, eine reicht einfach nicht) lassen die beiden die glorreichen Doppel-Leadgitarren aus der Zeit von 1979 bis 1981 wiederaufleben. Am Gesang überzeugt Fredric G., der bereits bei "Midas Touch" Schlagzeug spielte, mit einer charakteristischen Stimme, die immer wieder seine Liebe für AOR der frühen 80er erkennen lässt - allerdings ohne in die Schmalzigkeit seiner Inspirationen zu verfallen. Verantwortlich fürs Schlagzeug bei Amethyst ist "El Do", der das Demo – ich würde es eher als EP bezeichnen - mit einem warmen, absolut authentischen Früh-80er-Klang versorgte und auch noch das Logo zeichnete. Der Gesamtsound hat gefährlich nah dieselbe Tiefe und gleichzeitig Fragilität, welche die unzähligen Siebenzöller der NWOBHM auszeichnete. Neben einer grossen Liebe für die New Wave Of British Heavy Metal – ich höre neben der ersten Maiden auch viel Angel Witch und Cloven Hoof heraus - begeistern sich Amethyst ebenso stark für frühe Heavy Rock Bands aus Schweden wie Heavy Load oder Gotham City. Thin Lizzy scheinen die fünf Oldschoolmaniacs ebenfalls öfters zu hören.
Der Eröffnungssong "Chasing Shadows" war bereits vor der Veröffentlichung online und es gibt sogar ein kultiges Video dazu. Nach einem melancholischen Intro beginnt die Band mit einem kraftvollen Doppellead, der an die erste Iron Maiden erinnert. Ebenso maidenwürdig ist der durchgängig knurrige Bass von Sanchez, der geschmackvoll im Mix eingebettet und immer klar hörbar ist. Auch bei "Nightstranger" regieren die Doppelgitarren. Fredric setzt hier gekonnt AOR-Gesangsmelodien über die treibende Basslinie und die sich in einem eleganten Thin Lizzy-Groove einpendelt, bevor das Ganze in einem Doublebass-Feuer schon fast explodiert. "Into the black" startet mit einem Riff, welches auch aus der Feder von Uli Jon Roth bei den Scorpions oder Angel Witch stammen könnte und nimmt dann mit einem UFO- oder Diamond Head-würdigen Drive immer mehr Fahrt auf. Meines Erachtens kommt nun der verdiente Höhepunkt – "Stormchild", das noch aus Midas Touch-Zeiten stammt. Was für ein Chorus!
Allgemein beweisen "Amethyst" viel Geschick für interessantes und dennoch klassisches Songwriting. Dass die Band mit lediglich einer Viertrack-Demo unter dem Pyramidennietengürtel neben dem Starlett Stock von Sin Starlett auch am hochheiligen Muskelrock-Festival UND dazu auch noch am "Chaos Descends" spielen, ist da schon fast eine Selbstverständlichkeit.
Neben Sin Starlett und den ebenfalls vielversprechenden Running Maiden haben wir nun mit Amethyst in der Schweiz eine weitere, absolut authentische Band, die an die glorreichen 1980er anknüpft. Vom kommenden Debutalbum erwarte ich Grosses.
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