MMXXIII von TREPHINING

Bei TREPHINING handelt es sich um eine im vergangenen Kalenderjahr aus der Taufe gehobene Zürcher Kapelle, die sich aufmacht, dem Death Metal der Achtziger/frühen Neunziger gebührend Ehre zu erweisen. Ob sie mit ihrem Demo MMXXIII auf dem richtigen Weg sind, versuchen wir herauszufinden.

Nun ja. Wenn dir eine/r mit Trepanieren kommt, heisst’s aufgepasst. Denn wenn der Knochenbohrer bereits summend in den Händen (meist) eines Arztes liegt, ist es definitiv schon zu spät. TREPHINING ihrerseits kümmern sich einen Feuchten um hippokratische Eidgeschichten, weil’s ihnen eben primär ums Bohren geht und weniger die Patientin. Heisst HIER, JETZT und BASTA.

Konsequenterweise wurde das vorliegende Demo höchstlive eingespielt, wobei du es dir im Grunde anders nicht vorstellen kannst. Vier kurzgehaltene Songs harren deiner, wobei Track 1 & 2 die Dreiminutengrenze nicht zu überschreiten trachten und jene andern beiden sich nach plusminus vier Minuten in Würde verabschieden. (Passte wunderbar auf eine von Hand nummerierte 7’’, reiche ich mal als Gedankenanstoss an die Urheber/innen weiter...)

Nun aber zugehört.

Mit Bezoar setzen die Zürcher gleich die Gerätschaft an und gehen schnörkellos zur Sache. Stilistisch bewegt das Ganze sich (wie bandseitig im Übrigen versprochen) im Rahmen des US-Thrash’n’Death der Achtziger/Frühneunziger, angereichert durch Anarchopunk Elemente, wobei Letzteres sich vornehmlich auf Vocals und Rhythmisierung bezieht. --> Unter Bezoar versteht der Mediziner (oder eifrige Google-Nutzer) übrigens einen mitunter schmerzhaften Fremdkörper, der in Magen-/Darmtrakt sich einzunisten vermag. Bei Rigor Mortis denke ich spontan an die 1986er Platte von Possessed, dem Nachfolger ihres Kultalbums Seven Churches. Was u.U. mit den Vocals von N (resp. Jeff Becerra) zu tun hat, denen beiden so dieses Wölfische anhaftet. Musikalisch besticht der Song durch ein einfaches, nahezu hellhammereskes Viertonriff, welches hartnäckig sich im Cortex verfährt. Skinned Alive beginnt doomig schleppend, nimmt dann aber Fahrt auf und erinnert gegen Ende an ebenjenen mürrischen Mann aus Nürensdorf, dessen Riffstyle Generationen beinflusste. Ossuary hingegen wagt meinem Gutdünken nach den Schritt in die Anfangsneunziger, ganz so genau aber will es (hoffentlich) keine/r wissen wollen. Das Stück kann in verschiedene Parts zerlegt werden, die bei Lust und Laune bestimmt noch etwas Ausarbeitung vertrügen.

Fazit? Dass eben live eingespielt worden war, erzeugt auf der positiven Seite den Effekt, dass so oder so angereicherter Proberaumduft förmlich deine Riechkolben umgarnt. Womit einerseits das Atmosphärische jener Achtzigerscheiben recht authentisch eingefangen wird, andererseits jede/r weiss, dass bei Livebohrungen Späne wer weiss wohin fliegen. Die qualitativen Abstriche einer Übungsraum-Liveaufnahme jedenfalls werden gutgemacht durch den einzigartigen Groove einer quasi vordigitalen Gesellschaft. Daraus resultierend vier Songs, die sich gerade gar nicht um Strömungen kümmern, sondern vor allem unheimlich Spass machen. Jedenfalls freue ich mich darauf, die Truppe demnächst live zu erleben. Ort und Datum werden publiziert!!! 




Das Demo von TREPHINING beziehst du HIER über bandcamp. Irgendwann im Herbst werden sie uns mit einem Tape beglücken, ihr erster Longplayer soll im Frühjahr erscheinen.


(Text : C. Sturzenegger, veröffentlicht am 12.09.2023)


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