Rückblick aufs Meh Suff Sommerfestival 2024

Vor uns zwei Tage Lärm in bester Gesellschaft. Sag ich mal so. Und jährlich grüsst der Gehörnte...


FREITAG

Links Zeltstadt. Rechts Boxenlärm. Dazwischen geradlinig verlaufendes Schottersträsschen. Worauf Menschen in Kutten pilgern. Shirts. Tüchtigem Schuhwerk. Et cetera. In der Luft liegt der Geruch nach nasser Erde. Lagerfeuer. Gekochtem Reis. Was weiss ich? Sprich Meh Suff Odeur. 

Bereits machen Echo vom Aathal sich bereit, welche früher unter dem Namen Drifter musizierten. Heuer drei Männer in Trachten. Schlagzeug. Bass. Lead Gitarre. Plus sperriges Alphorn. Geboten jedoch wird astreiner Schwerstmetall bis bodenständiger Thrash, was sich hören lässt. Zuweilen gar setzt Wolff das Horn an. Bläst Smoke on the Water  zum Beispiel in Naturtonreihe. Erkennen tust du’s auf jeden Fall. Ein grundsolider Gig, wobei Outfitgeschichte dem musikalischen Konzept (noch) eher aufgesetzt wirkt. Verschränkung fehlt. Was aber noch wird, bin ich überzeugt...  

Als nächstes stehen Causam auf dem Programm, die mit Spannung erwartet werden. Corpsepaint bei gleissendem Licht, dass du dir Sonne zum Blutmond wünschst. Denn Schwarzmetall gleich Schwarz Metall. Basta. Auf dem Hüttikoner Acker hat sich bereits eine ansehnliche Menge versammelt. In der einen der obligate Gerstensaft, die andere womöglich zum Hörnergruss gereckt. Causams Auftritt fasse ich als routiniert professionell zusammen. Ein durch und durch cooler Auftritt, wo Riffs sitzen, der Rhythmus stimmt, Synchronität insgesamt. Direkt vor der Bühne gar kommt Soundgewitter nahezu perfekt rüber. Oder geschliffen gar? Ein minimaler Wermutstropfen vielleicht, dass am Erkennungswert noch gearbeitet werden kann. Auf jeden Fall gewinnen die Jungs hier Freunde fürs Leben, dazu noch verdienen sie sich die Finsternis fürs nächste Mal. Wir jedenfalls sind voll dabei! 

Nach absolvierter Versorgungspause geht's weiter zu Embrace your Punishment. Mit ihrem Album Made of Stone (2023) führen die Franzosen ein wuchtiges Argument mit im Gepäck. Gitarrist Geoffroy hast du allenfalls bereits mit Misery Index auf den Brettern gesehen. Oder aber Stillbirth. Wiewohl das Quartett ihren Deathcore/Brutal Death mit vivider Überzeugungskraft präsentieren, gelingt es nur ansatzweise, die Festivalbesucher en masse in Bewegung zu versetzen. Moshpit etwa stellt sich als irgendwie gemütliche Aufwärmrunde dar. Klar, noch ist früher Nachmittag und viele haben gerade erst ausgestempelt. Musikalisch jedoch zeigen sich die Vier über jeden Zweifel erhaben. Brettern & Prügeln, dass es eine Wonne ist. Embrace your Punishment sehe ich mal bestimmt nicht zum letzten Mal. Sonnenklar. 

Während der Umbaupause wird fleissig sozialisiert. Heisst belangloses Austauschpflegen oder aber andersrum. Dazu noch die Einstimmung auf Cân Bardd, was meinerseits - zugegeben - nicht viel heissen mag. Doch kommt es anders als man denkt. Denn was Malo Civelli, Dylan Watson plus Kapelle abliefern, hat Hand und Fuss. Keine Widerrede. Kommen ihre Studiowerke für meinen Geschmack irgendwie zu klinisch rüber, gelingt ihnen bühnenseitig der Brückenschlag zwischen  temporeich preschenden BM Parts hin zu atmosphärisch verwoben Fölkischem. Oder wie einer neben mir anschliessend zusammenfasst: Isch megahübsch gsi! 

Als nächstes stehen Insanity Alert auf der Liste, jene Österreicher, die direkt (oder indirekt) sich namhafter Vorbilder bedienen. Nicht ohne die Schose jedoch mit hauseigener Würze zu übergiessen. Die Innsbrucker um Sänger Heavy Kevy bieten ein kunstvolles Set aus eigenen sowie anderen Songs, wobei Refrains der Vereinfachung halber auf Schildern präsentiert werden. Meist MOSH irgendwas, was du dir dann irgendwann merken kannst. Ein auf jeden Fall unterhaltsamer Auftritt.

Mit Kalmah steht eine erste nordische Band auf der Bühne. Ihre Alben glänzen durch qualitative Konsistenz und können taub gekauft werden. Auf der Basis melodischen Todesmetalls kochen sie ihr Süppchen um eingängig treibende Riffs. Versetzen den Sud mit groovig thrashigen Komponenten. Und pressen das Produkt letztlich durch eine spiegelblank verchromte Powermetaldüse. Et Voilà. Was vor allem live formidabel funktioniert. 

Paradise Lost spielen als nächste. Wobei Nick Holmes so dieser Heute-Top-Morgen-Flopp-Ruf anhängt. Doch heute ist heute, also top. Behaupten profunde Kenner/innen jedenfalls, denen soweit vertraut werden kann. Nicht, dass einer, dem selbst bei Icon höchstens mal lau wird, sich eine Beurteilung anmasste...

Overkill dann brettern los, als ob’s kein Morgen gäbe. Rocken. Thrashen. Stampfen. Vor allem aber gönnen sie sich keine Pause. Routiniert spielen sich die Senioren durch ihr neues Album, wobei da und dort zu erwartende Aha Effekte keinesfalls fehlen. Mehr kannst du nicht wollen.


Zum Samstag geht’s HIER lang...


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Fotos

Insanity Alert

Embrace Your Punishment

Causam

Cân Bardd

Kalmah

Paradise Lost

Overkill

Vreid

Echo Vom Aatal