Rückblick aufs Meh Suff Sommerfestival 2024 (Samstag)

SAMSTAG

Am Samstag dann pünktlich zu Ernte gepilgert. Denn selbst schuld, wer’s verpasst. Uns erwartet wunderbar schleppender Dunkelmetall mit hohem Authentizitätsgehalt. Askahex’ leidenschaftlich wie übers Reibeisen gezogenen Vocals, begleitet von einer Band, die ihr Handwerk versteht. BM vom Feinsten, trotz gelegentlich rhythmischer Verhauer! 

[Wonach wir den Wanderstab packen und leibliche Hülle zum nahen Aussichtsturm schleppen. Bis hin zum Säntis Umgebung beblinzeln. Zwischen Biker und Pensionäre gepresst uns verköstigen. (Zivilisationsalarm!) Auf dem Rückweg den letzten Klänge von Knife lauschen. Kreischthrash notiere ich, was der Sache keineswegs gerecht werden kann...]

Mit Epicardiectomy aus Tschechien dann geht's knüppelhart zur Sache. Brutal. Slam. Allein was Milan Moškon zusammentrommelt, ist 'ne einsame Wucht. Ultraschnell. Versetzt. Dazu eigenständig wie nix. Wobei jene an den Saiten kaum nachstehen. Einzig des Vokalisten Darbietung gerät für meine Begriffe etwas einseitig. Flach gar. Mithin der Grund, dass manche Genrekollegen/innen zweien davon ein Mikro in die Hand drücken. Wie bei Embrace your Punishment ist das Publikum nur schwer zu animieren. Ob der Vokalist deswegen angepisst wirkt oder es zur Rolle gehört, erschliesst sich uns nicht. 

Weiter geht’s mit Requiem, die hierzulande zumindest partiellen Kultstatus geniessen. Während mehr als 25 Jahren sammelt sich schliesslich so einiges an. Plus, dass die wahrlich was draufhaben. Hör dir ihr Album Collapse in Chaos an (der Nachfolger sei übrigens in petto). Ihre hochpräzis schnörkellos geradewegs nach vorn gepreschten Songs überzeugen von vorne bis hinten. Dazu Kusters wölfisch gutturale Gesangsstimme, die im Verlauf des Gigs sich mächtig zu steigern vermag. Einzig die Setlist nehme ich als inkonsistent wahr. Im Aufbau. Der Abfolge. Tracks, die wie Wellenbrecher sich dazwischenschieben gehören anderswo hin gepackt. Meine ich. Eine Kollegin aus dem Pressezelt jedoch widerspricht vehement. Diskussionslos. Was ebengerade den Reiz schöner Künste ausmacht...

Nach dem BTB Programm machen sich Virvum aus Züri bereit. Mit Illuminance erspielten sie sich internationalen Ruf, Rezensionen überschlugen sich. Was 2016 gewesen war. Seither harrt Fangemeinde in Beharrlichkeit. Das Quintett spielt progressiv versetzten Technical Death Metal. PROGRESSIV in Kapitallettern. Etwa so, dass vor lauter Saiten du kaum mehr Hälse siehst. Bildhaft gesprochen. Auf der Bühne jedoch haben sie die Sache vollends im Griff. Oder mehr noch. Legen ein komplexes, gelegentlich himmelwärts verspieltes, dennoch aber kraftvolles Set hin. Sprich Powerplay. Erst gegen Ende scheint mir das melodisch Experimentelle etwas Überhand zu nehmen. Wodurch Balance ein wenig verloren geht. Kann aber auch auf eigene Hörgewohnheiten zurückzuführen sein. Muss ja wohl...

Mit Ensiferum ist ein erster Hauptact traktandiert. Was von Sekunde Eins an klar wird. Bühnenpräsenz mal hundertpro, dass eben nicht bloss Verstärker knistern. Die Nordländer liefern musikalisches Handwerk vom Feinsten und reihen Klassiker an Klassiker. Dreissig Jahre Bandgeschichte können sich hören lassen, ob's dir gefällt oder nicht. 

Der erste Neunzigminuten-Gig der Meh Suff Geschichte kommt von Emperor. Sagt jedenfalls einer, der es wissen muss. Dazu noch feiern sie ihr letztes Tourneekonzert. Wir fühlen uns geehrt. Was auch immer im Neunzigernorwegen geschehen war, Emperor gehörten zu jenen, die Flammen schlugen. Sowohl als auch, vor allem aber kunstmässig. Manche behaupten gar, sie hätten den Sympho-BM höchstselbst erfunden. Un- oder Widersinn? Jedenfalls legen die Herren los à la präliberalisierte PTT. Räumen jegliche Zweifel aus, für die du dich so oder so schämen solltest. Grimmiger Schwarzmetall, unter dessen lederner Haut Zerbrechlichkeit lauert. Treibende Gitarrenflächen, dahinter gelegt Melodienwerk, welches mit bescheiden gesetzten Synthesizer Klängen den Bund eingeht. Dazu Drums wie Horden schwarzer Rösser, du weisst schon welche. Zeitlosmusik, keine Frage. Geht's jedoch an Klassiker aus den Neunzigern, wird’s der Mehrschichtigkeit dann fast schon zu viel. Leidet Tonalität darunter. Scheint das Ganze zu verwehen. Von weiter hinten angehört, verliert der Mix zudem an Ausgewogenheit. Scherbelt es. Geht Druck verloren. Dennoch: Um Emperor kommst du ganz einfach nicht rum. 

Messiah, für mehr wird's heute wohl nicht mehr reichen. Black’n’Thrash mit Nettiquette notiere ich mir. Äusserlich auf jeden Fall. Die Attitüde. Soundtechnisch jedoch kannst du Altersmilde glatt vergessen. Zweifelsohne hat die aktuelle Formation ihre Nische gefunden, wobei Gras dort bestimmt keines mehr wächst. Die Mannen spielen sich gutgelaunt gekonnt durch ihr beachtliches Potpourri, wobei Seebach über das stimmliche Couleur verfügt, vier Jahrzehnte Musikgeschichte zu intonieren. Eine abgerundete Sache!


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