MYSTIC FESTIVAL / TAG II

THANTIFAXATH auf der Sabbath Stage krieg ich gerade noch von ganz hinten mit. Dennoch überrascht die superbe Soundqualität, wiewohl Gebotenes so oder so aufs Podest gehört. Das Trio spielt experimentell jazzigen BM der mitunter sperrigen Sorte, doch gerade live geraten die Kanadier in einen Fluss und gestalten den Auftritt zum Konzerterlebnis. Einer der wenigen BM Akteure, der mir auch bestuhlt zusagen würde. 

GREEN LUNG hingegen hinterlassen (zumindest meinerseits) wenig bleibende Eindrücke. Obwohl Dargebotenes kaum (bis kein) Raum für Kritik offenlässt, plätschern die Songs recht undramatisch aus den Lautsprechern. «Allzu stimmig», lautet denn mein Fazit, welches du gerne widerlegen darfst...

Im Anschluss durchs Gelände gestrolcht, schillernde Regenpfützen geknipst und letztlich bei FAETOOTH hängengeblieben, die auf der Desert Stage gerade damit beginnen, eine superintense Stimmung aufzubauen. Die Kalifornierinnen erklären ihre Musik als «Fairy Doom Metal», wobei umgehend zu notieren wäre, dass die Vorstellung niedlich beflügelter Feen sich lediglich begrenzt bestätigen lässt. Ari und Jenna schreien & krächzen hallbelegte Verzweiflung ins Publikum, wozu instrumental eine Schwere von mindestens 8g erzeugt wird. Wie auf ihrem Album Remnants of the Vessel (2022) gelingt es dem Trio, dem Ganzen eine schwebende Leichte abzugewinnen. Ein Tipp!!!

Danach der Abstecher zu CELESTIAL SANCTUARY, welche der kaum mehr zugänglichen Shrine Halle zugeteilt worden waren. Die Todesmetaller bieten ein ansprechendes Set, soweit es von hier aus zu beurteilen ist. Dennoch schiebe ich mich Meter für Meter in Richtung Sabbath Stage, wo HELLRIPPER für einmal nicht verpasst werden will. Doch falsch gedacht, denn auch der Nachbarlocation platzen nahezu die Nieten.

Stattdessen bequeme ich mich auf eine Art Liegestuhl und verfolge die englischsprachige Talkrunde zum Thema Tour Management. Supergemütlich und tendenziell lehrreich im Sinne von: «Lass die Finger vom Tourmanagen!»

Für JINJER finde ich mich rechtzeitig vor der Main Stage ein, esse ein paar Früchte im Pressezelt und warte. Um 17:43 beginnt es vom Himmel zu tröpfeln. 17:50 wird es der Nässe mehr. 17:57 stürmt böiger Wind, worauf Kolleginnen und Kollegen sich und Kameras kreativ in Plastik packen. Bloss ein einziger scheint sich zu freuen, er ist Schotte: «What a wonderful rain!!!» Mittlerweile schifft's draussen waagrecht, eine Barrikade kippt, dann Ruhe nach dem Sturm.

Wohinein JINJER ihr Set eröffnen. Tatjanas Vocals meistern sämtliche Couleurs nahezu perfekt, dazu noch performt sie, dass nicht wenige ihre nassen Füsse subito vergessen. Wir erleben ein professionell abgestimmtes, powervolles Paket diverser Metall-Legierungen, die du im Übrigen gerade noch nach Ingredienzen benennen kannst. Auch wenn ich mit deren Konserven nicht viel anzufangen weiss, hinterlässt die ukrainische Truppe eine ausserordentlich tüchtige Live-Impression.    

Zumindest energetisch vermögen CRADLE OF FILTH hier nicht mitzuhalten. Auch wenn Palmares sich durchaus hören lässt, gelingt es den Herren keineswegs, nur schon Funken zu entfachen respektive Feuer(werk). Abgebrüht empfinde ich das Ganze, nahezu lustlos präsentiert. Entsprechend findet man mich baldmöglichst an der Zeltbar Tagesdrink bestellend. Dazwischen misstrauische Blicke gen Firmament. Klar nämlich ist eines geworden: Wetter-Apps stellen noch lange keine Garantie dar.

Mit dem Ziel, OPETH von ganz nah zu erleben, hat sich bereits eine beachtliche Menge vor der Hauptbühne versammelt. Die Schweden eröffnen ihr Set mit §1 vom letzten Album und musizieren sich in der Folge kreuz und quer durch Schaffensphasen ab Blackwater Park (2001), was der Performance einen etwas zusammengewürfelten Charakter verleiht. Wie bekannt (und nicht anders zu erwarten), versammelte Åkerfeldt eine feine Truppe um sich, welche sämtlichen musikalischen Ansprüchen mehr als gerecht wird. Die Fünf liefern einen beeindruckend kunstvollen Auftritt ab, dem es einzig  (ein klein wenig) an Spannung mangelt. Eine Äusserung übrigens, die von freundschaftlich verbundenen Reisebegleitern nicht nur nicht geteilt, sondern auch bestritten wird und da hast du es mal wieder. Darob jedenfalls verpassen wir W.A.S.P., was meinerseits verschmerzbar scheint - oder vielleicht auch Absicht ist.  

Vor zwei Jahren erlebten wir den King mit MERCYFUL FATE, heuer tritt der Mann unter dem Label KING DIAMOND auf. Mit Arrival von Abigail starten wir fulminant ins Set hinein. Es folgt Classic nach Classic, dass es eine wahre Freude ist. X Szenerien weiter jedoch machen sich Abnutzungserscheinungen bemerkbar, sowohl hüben wie drüben der Monitore. Des Kings Stimme klingt heuer nicht ganz so brillant wie noch beim letzten Mal, Unsicherheiten machen sich bemerkbar, kleine Aussetzer sind zu hören. Wobei den meisten Zuhörerinnen und Zuhörern es letztlich egal bleibt und Stimmung nach wie vor topp!!! 

Im weiteren Verlauf will heute nichts mehr verschriftlicht werden gleich Vernunftentscheid... und wir sehen uns morgen wieder!


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Text: C. Sturzenegger / Fotos: C. Sturzenegger & C. Lienhard


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