Grabungsbericht MMXXIV.II

Lange ist's her seit dem letzten Grabungsbericht. Zugegeben. Weil frohes Exhumieren das eine, akribisches Katalogisieren dann nochmal was ganz anderes.

So oder so: 

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Und zwar Pronto!

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INHALT IN MÖGLICHST CHRONOLOGISCHER REIHENFOLGE

CALGACUS / Nothing Should Exist (29. Februar 2024)
MATHILDE / 31 Décembre (1. März 2024)
MESSIAH / Christus Hypercubus (1. März 2024)
COVID DEATH CULT / Mutation In Progress (2. März 2024)
HARTLIGHT / As Above, So Below (15. März 2024)
MURGANG / End Of All (15. März 2024)
BEDRÄNGNIS / Verlorene Seelen und ihr Zerfall (22. März 2024)


CALGACUS / Nothing Should Exist

von P. Weber

Der nordschottische Expat Calgacus hause derzeit in den Schweizer Bergen. Was wir so gelten lassen. Darüber hinaus stellt es sich als gar nicht so einfach heraus, Fakten aufzutreiben. Weder zu Mitgliedern noch der Band selbst lässt von offizieller Seiten sich etwas eruieren. Alles digital und independent veröffentlicht. Spielt für den Kurzeinblick aber auch keine Rolle. Meinerseits eher an das Schwarzmetallische, Doomig-Sludgige gewöhnt, bewegt Calgacus sich in ungewohnt tödlich monolithischen Gefilden. Doch soll man ja auch mal über den eigenen Tellerrand hinausschauen. Im ersten Hördurchgang noch wahnsinnig komplex, baut das Ganze sich dann aber gewaltig auf. Die Platte ist ein Gesamtkunstwerk aus heruntergestimmtem, kraftvollem und bösartigem Death Metal. Dissonante Riffs dominieren beispielsweise Tracks wie „Prophetic Dissonance“ oder “Ascensionist“ und schaffen einen alptraumhaften akustischen Abgrund, der von hallenden Geräuschen und Grunts untermauert wird. Sound und Produktion sind beeindruckend organisch und tragen den Hörer in das Nichts.

Fazit: Calgacus haben hier wirklich Einzigartiges erschaffen. Mit Sicherheit kein 08/15 Death. Zwischen grantigem Geknüppel finden sich immer wieder Einsprengsel von langsamem, schaurig-schönem Doom. Passt verdammt gut in die thematische "Nicht-Existenz".  Für das wirklich hübsche Bandlogo gibt's ein nicht gewerteter, halber Sympathiepunkt obendrauf.


[Wertung: 3.5/5.0]


MATHILDE / 32 Décembre (1. März 2024)

von C. Sturzenegger

Klar hörst du hin, wenn La Chaux-de-Fonds auf der Verpackung steht. Oder sonst so Welschland. Denkst an Trounce. Yrre. Coilguns. Kehlvin. Oder eben Icare, die fast vollzählig auf 32 Décembre mitwirken. Was herauszuhören ist. 

MATHILDES Konzeptalbum erzählt die Geschichte einer Ausweg suchenden Existenz, die sich entfernt, verliert und letztlich keinesfalls mehr wiederkehrt. Die Gefühlslagen des Werks reichen denn von abgrundtiefer Verzweiflung hin zu träumerisch schwerelosen Momenten. Musikalisch wird dies in einer nahe gehenden Weise umgesetzt, der es an Härte keinesfalls mangelt. Konsequent treibende Blastbeat-Episoden. Haargenaues Tremolo Picking. Verspielte Bassline. Darüber Léopold Henchoz Hardcore lastige Raustimme. Zusammengehalten wird das Ganze durch herrlich schwebende Synthesizer Parts, wohinein Raserei zu kollabieren scheint.

Mit 32 Décembre haben MATHILDE sich vier Jahre gelassen, entsprechend wirkt das Machwerk wie aus einem Guss. Leise Kritik ist höchstens noch im Übergeordneten anzubringen. Über das gesamte Album gehört, verläuft Spannungskurve tendenziell flach. Fehlendende Peripetie, wenn du so willst, was dazu führt, dass die sechs (zweifelsohne herausragenden) Songs sich in ziemlich derselben Grundstimmung bewegen.

 Fazit: Mit 32 Décembre ist MATHILDE ein eindringlich bildgewaltiges Werk gelungen, welchem persönliche Betroffenheit anhaftet. Für mich jedenfalls Album des Jahres 2024. Unbedingt empfohlen wird die Parallellektüre der Songtexte, welche gerade HIER nachzulesen sind. 


[Wertung: 4.0/5.0]


MESSIAH / Christus Hypercubus (1. März 2024)

von C. Sturzenegger

Über MESSIAH berichtete HeAvYmeTaL.ch im Rahmen des Meh Suff Festivals 2024 bereits HIER und HIER, also lassen wir das Repetieren. Mit Christus Hypercubus liegt ein grundsolides Album vor, welches Liebhabern/innen der Black'n'Thrash Ecke sich auf jeden Fall um die Ohren schlagen sollen. Falls sie es nicht bereits zur Genüge getan haben...

FAZIT: Hast du es bis heute nicht hingekriegt, dir zu Christus Hypercubus eine eigene Meinung zu bilden, wendest du dich per dringlichem Schreiben direkt an die Redaktionsabteilung unseres Vereins. Wir versprechen bei allem, was uns lieb ist, deinen Fall so anonym als möglich zu behandeln. 


[Wertung: 3.5/5.0]


COVID DEATH CULT / Mutation In Progress (2. März 2024)

von P. Weber

UGH! Covid Death Cult lassen mit "Mutation In Progress" dunkle Jahre unserer Geschichte aufleben. Das Independent Debüt der Zürcher geht mit "Obey" sogleich in die Vollen. Nach 10 Minuten wird's dann aber schon etwas sehr eindimensional. Trotz wilder Soli und technischer Finessen wirken die Riffs oft repetitiv und einfallslos. Die Energie ist zwar vorhanden, aber es fehlt der rote Faden, der die Songs zusammenhält und sie über das Mittelmass hinaushebt. Da helfen definitiv auch keine Trump-Samples und ein plötzlich eingeworfenes, melancholisches Keyboard (Obey? was zum Teufel?). Richtig skurril wird es anschliessend mit dem Cover des 90er-Jahre-Hits "Freestyler" von Bomfunk MC's. Vielleicht war es als humorvolle (Bier-)Idee/Einlage gedacht, verfehlt aber unter 2 Promille komplett das Ziel. Die grossen (positiven) Überraschungen bleiben dann auch auf den restlichen gut 30 Minuten des Albums aus. Gute Ansätze sind da und dort vorhanden. Diese hätte man aber auch auf eine 15 Minuten EP zusammenstreichen können.


[Wertung: 2.0/5.0]


HARTLIGHT / As Above, So Below (15. März 2024)

von C. Sturzenegger

Nach der EP From Midland And Beyond wagten HARTLIGHT sich nun an ihren ersten Longplayer. Stilistisch sind die Genfer/innen im Bereich episch-sinfonischen Metals zu verorten, was doofer Weise nicht gerade den Hörgewohnheiten der HeAvYmeTaL.ch Redaktion entspricht. Aber egal. Lauschen wir uns durch das Machwerk hindurch und berichten, wie schwarzes Herz dabei sich anstellt.

Gleich beim ersten Song wird klar, dass HARTLIGHT sich gekonnt verschiedener Stilelemente bedienen, die elegant rhythmisiert ineinander überfliessen. Eingehüllt wird das Ganze in eine Art Pomp. Sprich Nightwish-Chorgesang, folkloristische Instrumentalisierung plus ein wirklich feines Gitarrensolo. Noémies Gesangsstimme verfügt über die notwendige Tragkraft und navigiert mit absoluter Sicherheit durch sämtliche Tonlagen. Versierte Instrumentalisten hingegen dienen brav dem Gesamtkonzept und meistern Genres mit Bravour. Oder aber äusserster Perfektion. 

Entsprechend wirkt die Schose auf mein schwarzes Herz dann doch sehr klinisch. Kitschig vielleicht. Es lechzt nach Drama. Zerrissenheit. Oder aber Vergänglichkeit. 

FAZIT: Mit As Above, So Below haben HARTLIGHT ein schön gemachtes Album hingelegt, welches sowohl technisch als auch kompositorisch voll zu überzeugen vermag. Insgesamt jedoch hinterlässt es einen derart makellos sauberen Eindruck, dass du gleich an Lehrbuch denken magst. Den der Musik innewohnenden Emotionen jedenfalls gelingt es meines Erachtens nur schwer, durchzubrechen.


[Wertung: 3.0 (2.5)/5.0]


MURGANG / End Of All (15. März 2024)

von C. Sturzenegger


Ein mehr oder minder ausführliches Review wurde von HeAvYmeTaL.ch bereits an dieser Stelle veröffentlicht. 

Fazit: Mit End Of All liegt ein Artefakt vor, welches den Schaffenshorizont der zwei Davoser konsequent widerspiegelt. Am besten aber hörst du dir MURGANG dann eben doch live an. 


[Wertung: 2.5/5.0]


BEDRÄNGNIS / Verlorene Seelen und ihr Zerfall (22. März 2024)

von P. Weber

Lese das ausführliche Review HIER.


[Wertung: 2.5/5.0]


HeAvYmeTaL.ch hält sich an die bewährte AMG-Skala, die sich wie folgt transkribiert:

5.0 – Ikonisch
4.5 – Exzellent
4.0 – Hammer
3.5 – Sehr gut
3.0 – Gut
2.5 – Mit gemischten Gefühlen (Ja, schliesslich haben wir auch Gefühle...) / Luft gegen Oben
2.0 – Bittere Enttäuschung
1.5 – Schlecht
1.0 – Traumatisch
0.5 – Schlicht unhörbar

(Produkte mit Wertung 2.0 und drunter schenken wir uns in der Regel, so ein Menschenleben hält schliesslich noch andere Brocken bereit...)


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