Baden In Blut 2024

Auch dieses Jahr zieht es uns wieder ins Dreiländereck nach Weil Am Rhein. Das Baden In Blut wartet!


Das Festival schreitb über sich selbst:


- Euer Bier und eure Getränke bekommt ihr schnell.

- Kein Gedränge: Jeder soll Platz haben, um die Musik zu genießen.

- Vergleichsweise günstige Preise & keine versteckten Kosten.

- Gemütlicher Biergarten zum quatschen und Kennenlernen.

- Mehr als 120 freiwillige und ehrenamtliche Helfer am Festival! Ihr seid großartig und die Seele des Festivals!

- Eine gute Bierauswahl: Sechs Biersorten vom Fass!


No Bullshit. Just Metal eben.


Und was sollen wir sagen? Davon ist kein Wort gelogen! Auch nicht dieses Jahr, in welchem beide Festival-Tage restlos ausverkauft sind.

Vor allem das Gelände kann man eigentlich gar nicht genug loben. Der grosse Biergarten bringt viel Schatten, Sitzmöglichkeiten und die kulinarische Auswahl lässt kaum Wünsche offen. Und gerade Schatten wird sich dieses Jahr als wichtig herausstellen, denn es wird richtig richtig heiss!

Praktisch zu jeder Zeit kann man sich (trotz ausverkauftem Festival!) Plätze direkt vor der Bühne ergattern.


Die Anreise aus der Schweiz ist soweit kein Problem, kann man doch von Basel aus direkt mit dem Tram zum Festival fahren. Wir haben uns auch dieses Jahr wieder für ein Hotel in Gehdistanz entschieden, was, wohl weil gleichzeitig noch das Basel Tattoo stattfindet, auch schon einfacher war.

Und so berichten wir, Patrik [PW] und Christian [CR], wie folgt von den beiden Festival-Tagen:


Freitag


[PW] Den Freitags-Auftakt im Dampfkessel Baden in Blut gehört Act of Creation. Die Hessen bewegen sich bereits seit über einer Dekade in der Szene und haben bereits einige Veröffentlichungen in Langspielform zu vermelden. Weit über nationalen Gefilden haben Sie es aber dann (noch) nicht geschafft. Verdient hätten Sie es aber mit Sicherheit! Da wird eine tighte Thrash/Melodeath Breitseite, hochpräzis mit voller Energie und Wucht in das hitzebedingt spärlich anwesende Publikum geballert. Vergleiche mit Arch Enemy sind zu ziehen aber irgendwie auch zu banal. Sängerin Jess liefert über die komplette Vocal-Range ab. Von abgrundtief dunklen Screams bis hin zu Geflüster und überzeugend vorgetragenem Klargesang ist alles da. Gepaart mit Dynamik und Spielfreude der Rhythmusfraktion ein höchst überzeugender Auftritt. Gerne wieder - sei es auf den grossen Festivalbühnen der Welt oder eben im kleinen Klub.


[CR] Nach kurzer Verschnaufpause im Biergarten gehts dann direkt los mit Thron, die dank Musikern die wir auch von Malphas kennen direkt ein bisschen Schweiz ins Dreiändereck bringen.

Der klassische Schweden-Schwarz-Tod macht sofort Laune, und das trotz der bereits brühend heissen Sonne, die nicht so ganz zum dargebotenen Sound passen will.

Nichts desto trotz, die Songs, die schon auf Platte vor Qualität strotzen werden live perfekt dargeboten.Natürlich werden auch Songs vom neusten, von der Presse zurecht breit gelobten Album "Dust" gespielt. Aber auch die früheren Werke kommen nicht zu kurz. Kurzweilig gestaltet sich denn auch das gesamte Set der Band. Da hoffe ich auf baldiges Wiedersehen.


[PW] Weiter gehts mit Uada. Wer kennt sie nicht? Die Schwarzmetaller aus Portland, Oregon gehören zu den Musikern die weltweit unermüdlich von Festival zu Festival, von Tour zu Tour tingeln. Ob man will oder nicht, früher oder später wird der gemeine Metalhead damit konfrontiert. Von den einen als über-hypte Schmalspur-Mgla und Discount-Dissection abgetan von anderen wiederum als der Inbegriff einer neuen BM-Welle angepreist. Neben der Omnipräsenz steht die Band auch sonst immer wieder mal im Mittelpunkt der Öffentlichkeit. Sei es durch die kürzliche Trennung des Gründungsmitglieds James Sloan aufgrund diverser Anschuldigungen und Fehlverhalten oder die Vorwürfe, Uada stehen dem Rechtsextremismus nahe, wovon sie sich aber ausdrücklich und in jeglicher Form distanziert haben. Von den Nebenschauplätzen aber zurück auf die Bretter des Baden in Blut. Die Sonne hat sich mittlerweile hinter die Bühne verzogen als pünktlich um 18:30 das Intro beginnt und mit "Snakes & Vultures" die Dunkelheit Einzug hält. Jake Superchi's Wolfsgeheul paart sich mit melodischen, wiederkehrenden Schleifen der Gitarren. Vom Erstlingswerk Devoid of Light bis zum aktuellen Crepuscule Natura wird alles geboten. Der Auftritt an sich wirkt höchst abgeklärt, Überraschungen gibt's keine. Alles gut - Die Songs haben durchweg über die gesamte Schaffenszeit eine hohe Qualität. Das Publikum scheint sichtlich Spass zu haben, bei meiner Wenigkeit springt der Funke aber zu wenig über. Ein bisschen "Business as Usual" und zu wenig um irgendwelche Emotionen wecken zu können, geschweige in Erinnerung zu bleiben.


[CR] Mit Brutus folgt eines der absoluten Festival-Highlights. Die Belgier musikalisch zuzuordnen ist nicht ganz einfach. Post-Hardcore/Metal/Rock/Punk Shoegaze wasweissich. Was es allerdings auf jeden Fall ist: Unfassbar gut. Heraus sticht sofort Sängerin und Schlagzeugerin Stefanie Mannaerts. Eine Kombination, die man doch eher selten sieht. Ich kannte die Band bisher nur vom Namen, habe kurz vor dem Festival deren neustes Album “Unison Life” aber mit wachsender Begeisterung rauf und runter gehört. Das sich Schlagzeug und Gesang in der selben Person vereinen war mir anfangs nicht bewusst, machte dann aber sofort Sinn. Richtiggehend vom Schlagzeug angetrieben wirken die Vocals oft.

Live funktioniert das dann auch richtig gut und trotz der melancholischen Grund-Stimmung, welche viele ihrer Songs transportieren, ist die Spielfreude des Trios sichtlich gross und die Dankbarkeit gegenüber dem Publikum steht vor allem Mannaerts deutlich ins strahlende Gesicht geschrieben.

Wer die Band noch nicht kennt, dem empfehle ich dringend rein zu hören. Anspieltipps wären Victoria und Storm, beides auf bereits erwähntem "Unison Life" zu finden.


[CR] Headliner Paradise Lost hätten eigentlich schon 2023 auf der Baden in Blut Bühne stehen sollen, was leider nicht geklappt hat. Doch das wurde dieses Jahr nun nachgeholt. Live habe ich die Band schon oft gesehen und würde sie wohl ein bisschen als Wundertüte bezeichnen. Mal richtig gut, mal - sagen wir mal - nicht ganz so gut. Ich empfand den diesjährigen Auftritt als irgendwo dazwischen. Etwas mehr Enthusiasmus würde Frontmann Nick Holmes halt schon nicht schaden. Sichtlich Spass auf der Bühne hatte eigentlich nur Gitarrist Aaron Aedy. Die Meinungen unserer Festival-Mitbesucherinnen gehen dann auch weit auseinander. Von “ich kann mir das nicht länger anhören” bis “super toller Auftritt” war alles mit dabei.

Und auch wenn mich Paradise Lost schon seit vielen Jahren begleiten hätte ich mich sehr über den einen oder anderen neueren Song auf der Setlist gefreut. Nick Holmes Beteiligung bei Bloodbath tut der Band meiner Meinung nach nämlich richtig gut. Gefreut habe ich mich hingegen über "Mouth" vom 2001 veröffentlichten Album "Believe in Nothing". Für mich ein Live-Debut.


Und schon ist der erste Festival-Tag vorüber und wir freuen uns auf bequeme Betten im klimatisierten Hotel-Zimmer (und auf ein kühles Feierabend-Bier in der Hotel-Bar natürlich).


Fotos vom Freitag gibts hier.


Samstag


Gestern wars schon heiss? Das war wohl nur zum akklimatisieren. Denn am zweiten Festival-Tag brennt die Sonne noch heftiger und es herrschen gut 32 Grad im Schatten. Ab und an ein kühles Windchen? Fehlanzeige! Aber wie oft haben wir uns diesen Sommer nun schon über schlechtes Wetter beschwert? Also fertig gejammert und los gehts mit Tag zwei!


[PW] In der glühenden Mittagssonne betreten Firtan die Bühne. Die Band kommt ursprünglich aus Lörrach, mittlerweile aber überall verteilt. Anhand der Publikumsreaktion wirkt es aber trotzdem wie ein Heimspiel. Froh um den Schatten im Fotograben wird gleich mit „Nacht Verweil“ losgeballert. Also eher im Mid-Tempo Bereich „geballert“. Die Band besitzt ein extrem breites Repertoire an Songs mit vielen Tempowechseln und verschiedensten Stimmungen. Ein leichter Pagan-Vibe schwingt ebenfalls mit. Die Geige von Klara Bachmair (mit herausragender Bühnenpräsenz!) sorgt für entspannte Momente, driftet aber nie in seichte Regionen ab. Gleich 3 neue Songs vom kommenden Album „Ethos“ werden gespielt. Und diese sind überaus vielversprechend! Release ist im September 2024. Der Abschluss mit dem Geigen-Instrumental „Purpur“ sorgt für Gänsehaut und passt hervorragend zum absolut gelungenen Auftritt. Pause im Schatten.


[CR] Das die Musik der Kölner Setyøursails jetzt nicht direkt dem Geschmack des durchschnittlichen Metalheads entspricht, erwähnt Sängerin Jules Mitch kurzerhand selbst - sie seien halt etwas “poppy”, findet sie. Vor allem aber richtig sympathisch kommt die Truppe rüber und das Baden In Blut Publikum empfängt die Truppe entsprechend herzlich. Und läck, kann die Frau singen! Und schreien!

Auch der Rest der Truppe gibt ab Sekunde eins Vollgas. Bassist Nicolai Hoch findet man denn auch plötzlich mitten im Publikum, Circle Pit um ihn herum inklusive. Die Singel-Auskoppelung “Bad Company” vom neusten Longplayer “Bad Blood”, die ebenfalls zum besten gegeben wird, erinnert mich dann sogar ein wenig an Peter Tätgrens Pain. Und das dürfte vielen Metalheads im Publikum ja durchaus gefallen.


[CR] Die Holländer God Dethroned, gegründet bereits 1990, gehören neben Paradise Lost zur alten Garde des diesjährigen Festivals. Was da live geboten wird ist denn auch richtig solide und haut ordentlich rein. Ich selbst bin zu wenig im Death Metal zuhause um fundierte Worte für den Auftritt zu finden. Die Freude beim Publikum allerdings war gross [tbc …]


[PW] Der Gang vom gemütlichen, schattigen Biergarten leicht Abseits zurück zum Festival ist schwer. Verdammt schwer bei Deathcore. Auf jeden Fall für mich als eher geschwärzter Metaller. Die Motivation beim Eintreffen vor der Bühne hält sich also in Grenzen. Aber man soll ja auch mal über seinen eigenen Tellerrand hinausschauen. Mental Cruelty stehen an. Die Karlsruher sind schon seit gut 10 Jahren aktiv im Geschäft und haben letztes Jahr mit „Zwielicht“ eine Platte rausgehauen die verdammt gute Rezensionen abgeräumt hat. Zumindest nach meiner Recherche. Neu-Sänger Lukas Nicolai betritt gut gelaunt die Bühne und geht gleich mit „Obsessis a Daemonio“ in die Vollen. Die Songs der neuesten Platte sind etwas weiter entfernt vom Deathcore als noch die früheren Werke. Gefällt. Mit „Avgang“ folgen dann aber die ultrafetten Breakdowns die mich (und meine Kameralinse) gefährlich erzittern lassen. Ohne Gehörschutz wäre mir wohl zu diesem Zeitpunkt das Trommelfell geplatzt. Die epische Brutalität der grösstenteils neuen Songs zieht sich dann über das komplette Set hindurch. Episch in diesem Zusammenhang positiv gemeint. Kein 08/15 Deathcore - Definitiv nicht! Geile Stampfer mit symphonischen Einschlägen und Melodien. Mit breitem Grinsen und der festen Überzeugung mir die Werke der Truppe auf Platte anhören zu wollen geht’s zurück.


[CR] Nach Brutus am Freitag folgt mit Black Mirrors auch am zweiten Festival Tag eine female-fronted Rock Band aus Belgien. Ihren blues lastigen Rock zelebriert das Quartett bei noch extremerer Hitze als Brutus am Vortag. Anmerken lassen sie sich davon allerdings nichts. Bei strahlendem Sonnenschein spiegelt sich das Publikum in der Sonnenbrille von Sängerin Marcella. Diese wirkt anfangs noch etwas nervös, allerdings völlig ohne Grund. Denn gesanglich befinden wir uns auch heute wieder auf Top-Niveau! Am meisten begeistert mich der Kracher "Funky Queen", der mir schon länger als Wurm in den Ohren sitzt.


[PW] Ugh! Mit Hate findet für mich das persönliche Highlight des Festivals statt. Die Polen sind bereits seit über 30 Jahren unterwegs und haben in dieser Zeit unzählige Outputs geschaffen die in der Anfangszeit von klassischen Death Metal hin zu stark angeschwärztem Black/Death reichen. Für den ultimativen Durchbruch, wie die Landsleute von Behemoth dies geschafft haben, reichte es aber dennoch nicht. Schade eigentlich, verdient hätten Sie es definitiv. Zugegeben, die Nähe zur genannten Band ist nicht weit hergeholt, jedoch ist vor allem die aktuelle Platte „Rugia“ den letzten, eher mittelmässigen Behemoth Releases weit überlegen. Nach dem eigens miterlebten, überzeugenden Auftritt am Dark Easter Metal Meeting 2022 freute ich mich also umso mehr die Band auf dem Line-Up zu sehen. Mit „Sovereign Sanctity“ gehts dann auch schon los. Der Sound vor der Bühne ist übrigens etwas vom Besten was in an Open-Airs gehört habe! Gilt auch für die anderen Auftritte. Der atmosphärische Klangteppich wird perfekt durch die treibenden Gitarren und das unglaublich präzise, variable Getrommel getragen. Episch, düster ohne im Pathos zu versinken und höchst eigenständig. Die knappe Stunde ging (zu) schnell vorbei. Cheers!


[PW] Wo beginne ich mit Insomnium? In jüngeren Jahren, zwischen Above The Weeping World und Across the Dark von mir gefeiert und jede Gelegenheit genutzt um die Band Live sehen zu können. Jetzt hat sich die persönliche Ausrichtung eher davon entfernt. Trotzdem schön die Band nach Jahren wieder mal Live sehen zu können. Der Auftritt an sich war gut. Mit „While We Sleep“, „The Primeval Dark“ und „Heart Like A Grave“ wurden alle Gassenhauer ausgepackt und das Publikum mitgerissen. Die schöne Abendatmosphäre trägt selbiges dazu. Nach wie vor ein cooler Act und mit bester Stimmung geht’s dann auch schon weiter zum Headliner..


[CR] Auf dem grossen Bildschirm neben der Bühne tanzt minutenlang eine verstörende Mischung aus Hähnchen und Mensch.

Was uns da wohl erwartet? Zeal & Ardor natürlich!

Allzu viele Kandidaten, die als Headliner fürs Baden In Blut in Frage kommen, hat die Schweiz leider nicht zu bieten, aber Zeal & Ardor gehören definitiv dazu. Vorstellen muss man die Band längst nicht mehr und die Meinungen sind längst gemacht. Die Einzigartigkeit kann der Band auf jeden Fall niemand abschwatzen. Ich selber würde mich durchaus als Fan der ersten Stunde bezeichnen. Gerne erinnere ich mich noch heute an den Auftritt ano 2017 am “Czar Fest” in der Kaserne Basel zurück.

Das Repertoire der Band hat sich seither anständig erweitert und die Setlist des heutigen Abends streckt sich querbeet durch das bisherige Schaffen der Band. Songs vom noch nicht veröffentlichten, heiss erwarteten Album GREIF inklusive. Highlights zu nennen fällt mir da schwer. Blood In The River gehört sicher mit auf die Liste. Oder auch der In-Your-Face-Track Götterdämmerung gleich zu Beginn des Sets.

Live funktioniert das alles wie von den Jungs gewohnt 1A und auch wenn Zeal & Ardor als Ein-Mann-Projekt startete und Gagneux als alleiniger Songwriter fungiert - ein Teil des Erfolgsrezepts von Gagneux sind definitiv seine Mitmusiker. Die beiden “Background”-Sänger Wagner und Obrist bringen sowohl Stimmgewalt als auch eine gehörige Extra-Portion Energie mit auf die Bühne.

Zeal & Ardor haben mich live auf jeden Fall noch nie enttäuscht und das sollte sich auch zum Abschluss dieses grossartigen Baden In Blut 2024 nicht ändern.



Und damit enden zwei einmal mehr fantastische Festival-Tage in Weil am Rhein. An dieser Stelle von uns ein riesengrosses Dankeschön an das ganze Baden In Blut Team und all die vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer. Wir hatten wie immer eine tolle Zeit bei euch.

Schon jetzt freuen wir uns auf nächstes Jahr! Datum unbedingt fett im Kalender anstreichen: Baden In Blut 2025: 18/19.Juli 2025!


Fotos vom Samstag gibts hier.


Das Festival-Highlight Video, produziert vom Baden In Blut Team, möchten wir euch auch nicht vorenthalten:



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Fotos

Setyøursails

Hate

Insomnium

Firtan

Mental Cruelty

Black Mirrors

Zeal & Ardor

God Dethroned