Rückblick aufs DEMM 2025

Einmal mehr: Es ist vollbracht! Dark Easter im Backstage München mit einem Hauch von Tourismus. Gleich Rundumprogramm.
Auch heuer stimmt alles. Wetter. Bands. Menschen. Die DEMM Organisatoren/-innen stellen in der zwölften Edition wiederholt ein Fest auf die Beine, welches rundum funktioniert. Musikalisch auf jeden Fall von TRVE bis TRUE, noch dazu steht mir dem Backstage eine Location zur Verfügung, wo du im Einklang mit Gerstensaft Sonne geniesst - oder sonst so Sterne. Dass vor allem in Halle und Club Dichtestress herrscht, ist hinlänglich bekannt. Gehört dazu. Irgendwie.
Einen Riesendank einmal mehr ans Backstage/DEMM Team für die gebührlich Messe. Eine mehr eine gelungene Sache & wer weiss, was wir an Ostern sonst so trieben?
Bei ordentlich gefülltem Werk eröffnen DESASTER den diesjährigen Reigen & zeigen, dass ihnen nach über dreissig Jahren Bühnenpräsenz der Rotz auf keinen Fall abhandengekommen ist. Insbesondere Kuschkes schnittigen Riffs vermögen mich zu überzeugen, Kollege hingegen zuckt unbestimmt mit den Schultern. Jedenfalls ein idealer Opener, da sind wir uns einig.
IMPERIUM DEKADENZ beginnen mit dem grossartigen Bis ich bin, wonach sie sich quer durch die Zeiten spielen. Ein jedenfalls cooler Act, zu dem es bestimmt mehr zu sagen gibt, sobald P.W. aus den Ferien zurück sein wird... [P.W.] - Und wie viel mehr es da zu sagen gibt! Imperium Dekadenz überraschen mit einem Set, das tief in die Schatten ihres bisherigen Schaffens eintaucht – und dabei bewusst auf gängige Erwartungen verzichtet. Abgesehen vom unvermeidlichen Gassenhauer „Schwarze Wälder“ serviert die Band dem regelmässigen Konzertgänger vor allem Unerhörtes. Schön zu sehen, dass sich die Truppe vor der anstehenden EU-Tour Gedanken gemacht hat – und nicht einfach die ewig gleiche Suppe aufwärmt. Vespasian, sonst an den Drums, greift zum Bass. Alles wirkt etwas anders – und doch bleibt es vertraut stark: mit viel Emotion, Pathos und einer ordentlichen Portion Atmosphäre. Der diesjährige inoffizielle „Schönste-DEMM-Haarpracht“-Preis heimst sich die Band gemäss anwesenden Kolleg*innen ebenfalls ein. Ein starker Auftritt, der anfänglich unter mässigem Sound leidet. Ein Einzelfall, der dem DEMM gerne verziehen sei.
Gleichzeitig bespielen KOHLRABENSCHWARZ den angrenzenden Club. Gerne natürlich hätte man beide Bands in voller Länge erlebt. Das Quintett beginnt sinnigerweise mit Donnerwetter und spielt sich in der Folge durch das bisherige Werk. Auch wenn’s da und dort noch rumpelt, es an Abstimmung fehlt, macht die Qualität des Materials den Umstand mehr als wett. Zur Krönung noch wird als letzter Song Dämonentreiber zum Besten gegeben. Ein Hammergig!
Stocks EMPYRIUM spielen bei flackerndem Kerzenschein ein wunderbar unaufgeregtes Oldschool Set. Mit Ausnahme des letzten Stücks wird ausschliesslich das 1997er Album Songs of Moors & Misty Fields berücksichtigt. Die dargebotene Metal-Romantik passt hervorragend in die karfreitägliche Stimmung hinein und vermag mitzureißen.
Der Geschichte nach wurde HANGOVER IN MINSK am letztjährigen DEMM ins Leben gerufen. Oder aber auf der Heimreise davon. Die Musiker/innen von DYMNA LOTVA bieten ein solides, überaus gut besuchtes Set. Musikalisch gesehen bleibt alles mehrheitlich beim Alten, bloss auf der Bühne gestatten die Belarussen sich einen Deut mehr (feuchtfröhlichen) Spass. Insbesondere Nokt scheint die Narrenfreiheit sichtlich zu genießen.
Im Werk dann folgen TSJUDER mit Frederick Melander am Bass. Die zweite Hälfte des Auftritts ist denn auch BATHORY gewidmet, was letztlich sich als Frage der Interpretation herausstellt. Jedenfalls vermögen die Norweger ein Gewitter alter Schule zu entfesseln, wovon manch Zunft- und Genregenosse sich ein Scheibchen Authentizität (oder aber TRVE) abschneiden könnte.
Als SPECTRAL WOUND die Bühne entern, dunkelt es bereits. Die Halle ist proppenvoll und den letzten beissen die Hunde. Aus der Ferne betrachtet (und gehört), servieren die Kanadier ein wildes Set, so richtig beurteilen lässt es sich leider nicht. Nur gut, sind die Kanadier zurzeit da und dort zu erleben.
Zum Thema GAAHLS WYRD scheiden sich bekanntlich die Geister. IHM wird's auf jeden Fall recht sein, der mit langen Schritten Bühne durchmisst und Songs aus seiner mitunter illustren Schaffenszeit intoniert. «Erhaben» vermerken die einen ergriffen, während andere müde lächelnd sich an der Bar abstützen. Der Auftritt wird mit Ghosts Invited vom gleichnamigen Album eröffnet. Nebst einer Reihe Quasi-Coverversionen hören wir uns fast komplett durch besagte Scheibe. Dass keine brandneuen Songs gespielt werden, ist jammerschade, wohl aber stilistisch zu begründen.
Auf BELPHEGOR darf/muss gewartet werden, derweil Schwaden von Weihrauch unter dem zugezogenen Vorhang hervorkriechen. Sakrale Versüßung des Moments, denkst du. Nach zehn Minuten erklingt endlich das erlösende Intro. Auf der 'freigemachten' Bühne platzieren sich die Musiker, um gleich schon mit Baphomet loszudonnern. Was dich dann irgendwie auch wieder versöhnt. Lehner & Kollegen feiern lautschwarze Messe und dreschen routiniert, aber überzeugend durch ihr blutiges Œuvre.
[P.W.] Bei THY LIGHT überkommt mich ein kurzes Déjà-vu. Ach richtig - das war ja 2023. Fühlt sich seltsam vertraut an, als mich diese emotionale Breitseite erneut mitten in die Fresse trifft. Mit leichter Verspätung kämpft man sich in die bereits gut gefüllte Halle - die zehn Stunden Bierkonsum davor tragen nicht unbedingt zur Standfestigkeit bei. Man wird eben nicht jünger. Trotzdem war das eine Band, auf die ich mich ganz besonders gefreut habe - wobei Freude vielleicht nicht der passende Ausdruck ist. Denn ab Sekunde eins spürt man vor allem Schmerz. Fast schon hypnotisch zieht der Auftritt einen in seinen Bann, die Zeit verliert ihre Bedeutung. Wieder ein zutiefst aufwühlendes Erlebnis - verstörend, verstümmelnd, destruktiv. "A Crawling Worm in a World of Lies" als ultimative DSBM-Hymne. Zu Recht gehypt - und hoffentlich schon nächstes Jahr wieder, oder spätestens in zwei Jahren. Bitte!
Karsonntag
Gegen Mittag im Hirschgarten, wo solche in Lederhosen solchen in Lederhosen zuprosten, während Blasmusik Vollgas gibt. Um die Ecke riechts nach gebratenem Fisch und sonst so Grilladen, was eben Osterfrühstück sei. Später durch den Park getrollt, was sich wie Zoo anfühlt, wobei keine/r so recht weiss, welche Seite des Geheges seine sei.
Im Backstage dann erwarten uns DOOL, die gerade in metallischen Komplexen sich doktrinärer Beliebtheit erfreuen. Die Niederländerin und Niederländer eröffnen mit dem starken The Shape of Fluidity vom gleichnamigen Album und sorgen während der nächsten Songs mächtig für Stimmung. Zwischendrin nimmt JB Van Der Wal kein Blatt vor den Mund, wobei die Haltung gewisser (z.B.) Festivalbands kritisiert wird. Der Performance tut dies zwar keinen Abbruch, doch aber scheint mir, dass ab House Of A Thousand Dreams die Stimmung nicht mehr so richtig gehalten werden kann. Oder wie es so schön heisst: Stagnation auf hohem Niveau.
Na ja.
Im mittelfristigen Vorfeld sorgten GRÀB für Schlagzeilen resp. Unverständnis, wiewohl das Nachfolgealbum von Zeitlang (2021) den Erwartungen nicht ganz gerecht werden konnte. Auch wenn fast ausnahmslos Stücke des gefeierten Debuts gespielt werden, reißt die Darbietung keineswegs aus den Socken. Einerseits passt der Mix nicht so recht, wiewohl es der Truppe kaum gelingt, Feuer zu entfachen. Zu sehr wirken die Mannen bei sich, nahezu abwesend. Wobei mittlerweile alle wissen, dass Sänger Grànt dem Projekt gleich im Anschluss an den Münchner Gig die Deadline verpassen wird. Noch ein paar Konzerte sind zu spielen, nach dem VIENNA METAL MEETING 2025 sei dann definitiv Schluss.
Um ehrlich zu sein, hatte ich LUCIFER’S CHILD gerade mal gar nicht auf der Rechnung. Doch die Musikanten um George Emmanuel hauen ein Set auf die Bretter, das sich gewaschen hat. Unprätentiös in die Gehörgänge gepfeffert, wie's eben sein soll. Auch wenn Referenzen zu Vergangenem sich da und dort aufdrängen, gelingt es den Griechen, ein eigenständiges Gebräu zu kredenzen. Schade nur, dass ihr brandneues Album The Illuminant (2025) heuer etwas in den Hintergrund rückt.
Für AUSTERE (die Wiederauferstandenen) begebe ich mich zeitig vor die Bühne. Oder wenigstens deren Nähe. Auch wenn die Stücke nicht gerade ineinander überfliessen plus Sorrows Klargesang etwas für sich steht, erleben wir ein hypnotisches Set der australischen Depressiv-Metaller.
Obs an der Stunde liegt, den Soundeskapaden der letzten 36 Stunden oder dem vollen Bauch? HeAvYmeTaL.ch jedenfalls vermögen GORGOROTH ganz und gar nicht zu überzeugen. Die Norweger bieten lustlosen 08/15 BM, der uns zügig in Richtung Biergarten treibt. Wo wir nicht die einzigen sind...
Fazit?
Hinter uns liegt einmal mehr ein entspanntes Osterfestival mit Alt- und Neubekanntem. Nebst Musik vom Feinsten erlebten wir trotz gelegentlichem Dichtestress ein äusserst friedliches Miteinander schwarzmetallischer Prägung.
Kurz: Post DEMM est ante DEMM!
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Fotos
Gaahls Wyrd


















Belphegor




























Tsjuder



















Desaster









Imperium Dekadenz








Empyrium












In The Woods
















Thy Light












Hangover In Minsk




